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Onshore-WindenergieDeutlicher Zubau, aber noch immer zu wenig

Windräder in einem Wald. Davor ist ein Feld zu sehen.
Für den Klimaschutz muss der Windenergie-Ausbau an Land deutlich zulegen. (Bild von Tommy_Rau auf Pixabay)

Vorläufige Zahlen des Windenergieausbaus an Land zeigen eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Doch für das Erreichen der Klimaziele ist auch das zu wenig. Und mit Abstandsregeln, wie in NRW kürzlich beschlossen, droht neues Ungemach.

05.07.2021 – Die von der Fachagentur Windenergie an Land ausgewerteten Daten zeigen eine deutliche Steigerung des Windenergieausbaus gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Während 2020 in den ersten sechs Monaten 587,3 Megawatt (MW) Onshore-Windenergieleistung hinzugebaut wurde, steigerte sich dieser Wert auf mindestens 936,5 MW im ersten Halbjahr 2021.

Ein Wert, der letztendlich noch höher ausfallen kann, da Registrierungen innerhalb von vier Wochen nach der Inbetriebnahme erfolgen müssen. Windenergieanlagen, die im Juni ans Netz gingen, können noch bis Ende Juli ans Marktstammdatenregister gemeldet werden, wie Jürgen Quentin, Referent für Energiewirtschaft bei der Fachagentur Windenergie an Land mitteilt.

Fast ein Viertel aller Windenergieanlagen wurden den vorläufigen Zahlen nach in Niedersachsen installiert. 48 Anlagen mit einer Leistung von 211 MW kamen hinzu. Auf den Plätzen folgen Brandenburg (165,5 MW), Schleswig-Holstein (152,5 MW) und Nordrhein-Westfalen (140,9 MW). Über das gesamte Jahr 2020 gesehen war es das Land NRW, dass in einem insgesamt schwachen Ausbaujahr die meisten Onshore-Windräder hinzubaute.

Ausbaustopp droht

Doch in NRW droht mit der neuen Abstandsregel quasi ein Ausbaustopp, während Niedersachsen mit einem neuen Windenergieerlass-Entwurf den Ausbau weiter vorantreiben will. Die Landesgruppe Norddeutschland des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft etwa lobte im Mai den Entwurf Niedersachsens. Begrüßt wurden die grundsätzlichen Ausbauziele, aber auch der Plan mehr Flächen zur Verfügung zu stellen und dafür Natur- und Klimaschutz differenzierter abzuwägen. So solle etwa der Wald behutsam für die Windenergie geöffnet werden. Die Windkraft gehöre inzwischen zur Kulturlandschaft Niedersachsens, stellt der Entwurf klar.

Gegen eine bundesweite pauschale Abstandsregel für Windräder von 1.000 Metern zu Siedlungen hatte sich Niedersachsens Energieminister Olaf Lies wiederholt ausgesprochen und zeigte sich erleichtert als die Bundesregierung beschloss, den Bundesländern Spielraum bei der Auslegung der Abstandsregeln zu geben. Es gebe klare Regeln so Lies, die bei Genehmigungsverfahren berücksichtigt würden. „Eine pauschale Festlegung von 1.000 Metern würde dem widersprechen“, sagte Lies im letzten Jahr und betonte: „Man kann nicht Klimaschutz wollen und den Ausbau der Windenergie als ganz wesentlichen Baustein abwürgen.“

Die NRW-Landesregierung unter Führung von Armin Laschet hingegen stimmte vergangenen Donnerstag für einen pauschalen 1.000-Meter-Abstand für neue Windenergieanlagen zu Wohngebieten. Die Abstandregel kann sogar schon bei Kleinstsiedlungen von drei Häusern greifen. Darüber hinaus soll die Regel sogar bei Kleinwindanlagen von 30 Meter Höhe gelten. Der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW weist daraufhin, dass dies, analog zur 10H-Abstandsregel in Bayern, in NRW eine 33H-Abstandsregel für kleine Windkraftanlagen bedeute.

Fast keine Windkraft in Bayern

In Bayern gilt seit 2014 die sogenannte 10H-Regel, die besagt, dass Windkraftanlagen einen Mindestabstand des zehnfachen ihrer Höhe zur nächsten Wohnbebauung haben müssen. Da die meisten der Windkraftanlagen in Bayern um die 200 Meter hoch sind, müssen diese zwei Kilometer von den nächsten Siedlungen entfernt stehen. Der Ausbau der Windkraft in Bayern ist seitdem fast zum Erliegen gekommen.

Im letzten Jahr kamen in Bayern insgesamt acht Windräder hinzu. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind es nach den vorläufigen Zahlen der Fachagentur Wind an Land sieben neue Windräder. Das flächenmäßig größte Bundesland trägt damit gerade einmal zu 2,5 Prozent am Windenergieausbau in Deutschland bei. Solch geringe Zubauzahlen drohen mit der neuen Abstandsregel auch in NRW.

Zwar liegt der gesamtdeutsche Zubau im ersten Halbjahr– mit 60 Prozent mehr Windkraftanlagen – deutlich über dem Vorjahreszeitraum, doch für die Erreichung der Klimaschutzziele und den dafür nötigen Ausbau der Erneuerbaren Energien reicht auch das nicht. „Trotz der deutlichen Steigerung hinkt der Ausbau gegenüber früheren Zubauwerten hinterher. So etwa liegt die diesjährige Entwicklung im Vergleich mit den Halbjahren im Zeitraum 2014 bis 2018 um fast 50 Prozent darunter“, wie Jürgen Quentin von der Fachagentur Wind an Land deutlich macht.

In ihrem kürzlich vorgestellten Sofortprogramm für das Klimaschutzgesetz konnte sich die Bundesregierung lediglich auf höhere Ausbauziele für 2022 einigen. Die Ausschreibungsmengen bei der Windkraft an Land werden um 1,1 Gigawatt auf 4 GW angehoben. Für wirksamen Klimaschutz brauche es bei der Windkraft jedoch 7,5 GW jedes Jahr, mahnt Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energieysysteme, via Twitter. mf


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