KlimawandelGrönlands Gletscher schmelzen rasant

Eisberge vor Grönland
Im westlichen Grönland treiben im Ilulissat-Eisfjord riesige Eisberge umher, abgebrochen vom Gletscher Jakobshavn Isbræ. (Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen auf Unsplash)

Inzwischen schmilzt der Grönländische Eisschild sechsmal schneller als noch 1980. Pro Jahr beträgt der Eisverlust jetzt fast 290 Milliarden Tonnen, Tendenz steigend. Damit überholt Grönland nun sogar die Antarktis.

25.04.2019 – Die Gletscherschmelze in Grönland nimmt immer mehr an Fahrt auf. In den letzten vierzig Jahren hat sich die Geschwindigkeit, mit der das Eis schmilzt, schon versechsfacht. Der Eisschild verlor seit 2010 jedes Jahr rund 290 Milliarden Tonnen an Masse. Zum Vergleich: Der Bodensee besitzt ein Volumen von rund 48 Milliarden Tonnen Wasser. Das geht aus einer Studie hervor, die am Montag im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlichtet wurde.

Für die Untersuchung hat das internationale Forscherteam um Eric Rignot und Jérémie Mouginot von der University of California in Irvine Daten von 1972 bis 2018 ausgewertet. Dadurch konnte der Beobachtungszeitraum bisheriger Studien um 20 bis 30 Jahre ausgedehnt und die Qualität der Analyse deutlich gesteigert werden. Für über 260 Gletscherregionen wurden unter anderem Messungen zur Eisdicke, Masse oder auch der Fließgeschwindigkeit kombiniert.

Nach der Antarktis besitzt der Grönländische Eisschild die zweitgrößte Eismasse der Erde. Mit einer Ausdehnung von rund 1,8 Millionen Quadratkilometern und einer durchschnittlichen Eisdicke von über 1.600 Metern bedeckt er über 80 Prozent der Fläche Grönlands. Zukünftig könnte sich das durch den enormen Masseverlust der Gletscher jedoch ändern.

Grönlands Eisschild schmilzt seit Jahrzehnten

Dabei war die Entwicklung noch nicht immer so negativ wie heutzutage. Im ersten untersuchten Jahrzehnt von 1972 bis 1980 wuchs die Eismasse Grönlands sogar jedes Jahr um 47 Gigatonnen. Zwischen 1980 und 1990 wendete sich das Blatt, jedes Jahr gingen rund 51 Milliarden Tonnen Eis verloren. Im anschließenden Jahrzehnt schwächte sich die Entwicklung etwas ab, der Jahresverlust betrug nur noch 41 Gigatonnen.

Nach der Jahrtausendwende stieg die Geschwindigkeit der Gletscherschmelze jedoch sprunghaft an: Zwischen 2000 und 2010 gingen jedes Jahr 187 Milliarden Tonnen verloren, nach 2010 dann sogar schon 286 Gigatonnen. Damit ist der Eisverlust in Grönland größer als in der Antarktis, wo zwischen 2009 und 2017 pro Jahr rund 250 Milliarden Tonnen Eis abgeschmolzen sind. Das ging aus einer im Januar veröffentlichten Studie hervor.

Anstieg des Meeresspiegels um 13,7 Millimeter

Die Entwicklung des Grönländischen Eisschilds entspricht seit 1972 einem Anstieg des Meeresspiegels um 13,7 Millimeter. Etwa die Hälfte davon entfalle auf die Gletscherschmelze der letzten acht Jahre, so die Forscher. Da das Abschmelzen der Gletscher von sehr vielen unterschiedlichen Faktoren abhängt, halten sich die Wissenschaftler mit Prognosen für die zukünftige Entwicklung jedoch zurück. Immer neue Temperaturrekorde lassen allerdings erahnen, wohin die Reise geht. jk