(Foto: BSW Solar)

Nachgefragt 23.07.2024

Brennstoff sparen mit Solarthermie

Wärme aus Solarthermie ist eine bewährte Erneuerbare Energie. Doch ihr wird zu wenig zugetraut, erklärt Charlotte Brauns im Interview. Dabei lohne ein Blick auf ihre Stärken, denn die gesparten Brennstoffkosten entlasten den Geldbeutel.

Charlotte Brauns ist Referentin für Politik und Solarwirtschaft beim BSW Solar


Nachgefragt 23.07.2024

Brennstoff sparen mit Solarthermie

Wärme aus Solarthermie ist eine bewährte Erneuerbare Energie. Doch ihr wird zu wenig zugetraut, erklärt Charlotte Brauns im Interview. Dabei lohne ein Blick auf ihre Stärken, denn die gesparten Brennstoffkosten entlasten den Geldbeutel.

(Foto: BSW Solar)

Charlotte Brauns ist Referentin für Politik und Solarwirtschaft beim BSW Solar



Seit Januar 2024 gilt das Gebäudeenergiegesetz. Was hat sich für die Solarthermie verändert?

Charlotte Brauns: De facto hat sich für die Solarthermie regulatorisch gar nichts geändert. Jeder Hausbesitzer kann seinen Wärmebedarf auch aus Solarthermie decken, eine erprobte zu 100 Prozent erneuerbare Technologie, die keinen Brennstoff braucht – und auch im Gebäudeenergiegesetz als Erfüllungsoption gilt. Allerdings ist die Vorgabe, dass neue Heizungen zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbarer Wärme gespeist werden sollen, in den allermeisten Bestandsgebäuden allein mit Solarthermie nicht ohne weiteres zu schaffen.

Aber die Solarthermie erlebte im Kleinanlagensegment im letzten Jahr einen doch recht großen Markteinbruch, was sind die Gründe dafür?

Letztes Jahr wurden fast eine Million neue Gasheizungen verkauft. Das lässt vermuten, dass sich die Hausbesitzer:innen mit der neuen Gasheizung für die nächsten 20 Jahre Ruhe verschaffen wollten. Die können munter weiter mit Gas befeuert werden bis Ende 2044. Dieser Effekt bescherte den erneuerbaren Heizungstechnologien insgesamt einen Markteinbruch. Auch die Wärmepumpen erlebten einen schmerzhaften Absatzrückgang und sind weit entfernt von den Zielgrößen des Marktes. Die Leute haben nicht geschaut, welche Heizung kann ich mir jetzt kaufen, um die Vorgaben zu erfüllen, sondern eher im Gegenteil – wie kann ich die Vorgaben vermeiden. Nachdem die Energiekrise überwunden zu sein schien und die Gaspreise wieder etwas gesunken sind, wähnen sich viele Haushalte bei den Energiekosten in Sicherheit. Zu Unrecht: Steigende CO2-Kosten werden sich schon bald bei vielen Betreiber:innen fossiler Heizungen schmerzhaft bemerkbar machen.

Es gibt bestimmt gute Argumente für die Kombination von Wärmepumpe mit Solarthermie?

Ja, und ob. Mit einer Solarthermieanlage lässt sich in der Regel der gesamte Wärmebedarf über den Sommer decken, und das auch in Bestandsgebäuden. Die Wärmepumpe kann ausgeschaltet bleiben, was auch ihre Lebensdauer verlängert. Und wenn ich sie im Sommer drei, vier, fünf Monate komplett ausgeschaltet lassen kann, vermeide ich auch einen ineffizienten Betrieb. Solarthermieanlagen haben zudem eine lange Lebensdauer, man kann von 25 Jahren ausgehen.

Dann gibt es ja noch die Gasheizungen, die vor drei, vier, fünf Jahren neu eingebaut wurden…

Ja, für neue Gasbrennwertkessel gab es ja sogar bis Ende 2019 noch eine Förderung. Wer jetzt mit den gestiegenen Gaspreisen überlegt, wie er sparen kann, für den ist das Nachrüsten einer Solarthermie-Anlage sinnvoll. Die Stiftung Warentest hat für verschiedene Haustypen und Konstellationen gezeigt, dass sich die Nachrüstung mit einer Solarthermieanlage schnell amortisiert und je nach Konfiguration über 20 Jahre bis zu 20.000 Euro Brennstoffkosten gespart werden können. Das ist eigentlich die Kernaussage: Egal welchen Haupt-Wärmeerzeuger ich momentan habe oder zukünftig haben werde: mit einer Solarthermieanlage kann ich Brennstoff sparen – oder eben Strom für die Wärmepumpe. Das gilt auch für Pelletheizungen. Denn es ist doch widersinnig im Sommer Pellets zu verbrennen, um Warmwasser herzustellen.

Welche Rolle spielen die Preise, Wärmepumpen in Kombination mit PV oder Solarthermie kosten ja doch etwas mehr als eine Gasheizung?

Die Kosten spielen natürlich eine Rolle. Und wenn Kunden viel Geld in die Hand nehmen für eine Wärmepumpe ist es nicht unbedingt selbstverständlich die zusätzlichen Kosten für die Solarthermie-Anlage draufzulegen. Die Förderung ist ja bei 30.000 Euro gedeckelt. Wobei die Branche ganz zufrieden ist mit der Bundesförderung Effiziente Gebäude (BEG).

Wie gut wird denn die Solarthermie gefördert?

Falls der Einkommensbonus zum Tragen kommt, sind 60 Prozent Förderquote für eine Solarthermie-Nachrüstung möglich. Das heißt Millionen Haushalte ohne hohes Einkommen und ohne Rücklagen, die nicht mal eben Zehntausende Euro für eine Wärmepumpe und eventuell notwendige Umbauarbeiten aufbringen können, können sich mit 60 Prozent Förderquote eine leistungsstarke Solarthermieanlage anschaffen und je nach Gebäude 30 bis 40 Prozent Brennstoffkosten übers Jahr einsparen. Und auch wenn später das große Rad mit neuen Fenstern, Dämmung und Wärmepumpe gedreht wird, ist die Solarthermieanlage ja nicht nutzlos, sondern liefert weiter Wärme. Es gibt ein weiteres Preis-Argument: Das Speichern von Wärme in einem Pufferspeicher ist um Größenordnungen preiswerter als das Speichern von Strom und die Wärme ist auch über mehrere Tage speicherbar.

Es ist immer noch möglich eine Gasheizung einzubauen und später Biogas einzukoppeln. Ist auch in diesem Fall die Solarthermie eine interessante Option?

Die Regelung besagt, dass schrittweise von Erdgas auf Biogas umgestellt werden muss, zuerst 15 Prozent, dann 30 und dann 60 Prozent. Doch es ist gar nicht so klar, wieviel Biogas wir haben werden und wie teuer es sein wird. Hier gilt das schon Gesagte: Wenn man mit Solarthermie seinen Gasbedarf um 40 Prozent senken kann, muss man auch weniger Biogas kaufen. Man kann Geld sparen. Das ist der Punkt.

Du hast beim Solarthermie-Symposium in Bad Staffelstein auch von Komfort-Gewinn gesprochen…

Das kann man nicht oft genug betonen. Solare Wärme bedeutet auch Komfort, vor allem in den Übergangszeiten und nicht so gut gedämmten Bestandsgebäuden. Wenn die Wärme aus dem Gasbrenner kommt, dreht man die Heizung vielleicht schon eher runter, mit der Solarwärme vom Dach gönnt man sich etwas mehr Komfort – ohne auf den Geldbeutel schauen zu müssen und ohne fossile Emissionen. In modernen Niedrigenergiehäusern, die gut gedämmt sind, sieht es natürlich anders aus, da gibt es aufgrund der guten Dämmung dann vielleicht gar keinen zusätzlichen Wärmebedarf mehr.

Die Branche hat dennoch eine konkrete Forderung, um die Stärken der Solarthermie besser auszuspielen…

Da sprechen wir vom Gebäudeenergiegesetz und von der Norm 18599. Der pauschal anerkannte Beitrag von Solarthermie in hybriden Lösungen, also zum Beispiel in Kombination mit einem Brennwertkessel, wird mit 15 Prozent einfach zu gering angesetzt. In fast allen Fällen erreicht man mit der geforderten Kollektorfläche einen größeren Anteil mit der Solarthermie. Allerdings muss man das aufwendig mit einer normgerechten Rechnung von einem Energieberater nachweisen, was eine zusätzliche Hürde ist.

Ist die Solarthermie bei der Wärmewende eher ein kleines Rädchen?

Ganz und gar nicht! Die Privathaushalte in Deutschland verbrauchen pro Jahr etwa 115 Terawattstunden Energie für Warmwasserbereitung. Wenn allein davon 50 Prozent über Solarthermie erzeugt werden können, hätten wir schon über 55 Terawattstunden Energie gespart. Allein das wäre schon beachtlich. Hinzu kommt die Heizungsunterstützung in hybriden Systemen von bis zu 50 Prozent, in neu errichteten Sonnenhäusern auch darüber und ein gewaltiges ungenutztes Potenzial im Kraftwerksmaßstab zur Einspeisung in Fernwärmenetze und bei der Prozesswärme.  Auch der Einwand, die Solarthermie liefere ja nur im Sommer relevante Erträge, greift nicht. Auch in den Übergangsjahreszeiten kann Solarwärme in relevantem Umfang zur Dekarbonisierung der Energieversorgung beitragen, zum Nutzen unserer Gesamtgesellschaft und der Geldbörsen von unzähligen privaten und gewerblichen Verbraucher:innen.

Das Gespräch führte Petra Franke.

Kommentare

Hans Schmidt am 24.07.2024

+618 Gut Antworten

Endlich hat es Jemand doch begriffen, da wurde es aber allerhöchste Zeit.

Es gibt kein preiswertestes Heizen als mit Solarenergie, sprich Solarthermie. Wie Franz Alt es schon vor 50 Jahren richtig ausgedrückt hat; "Die Sonne schickt uns keine Rechnung". Daher ist bereits eine Solarthermieanlage ab der ersten Kilowattstunden wirtschaftlich zu betreiben. Ich betreibe seit 2000 eine Solarthermieanlage in meinem Wohnhaus und möchte diese nicht mehr missen. Seit 2008 wird mein EFH mit einer Sole-/Wasser-Wärmepumpe beheizt. Das ist die ideale Heizungskompination; Wärmepumpe mit Solarthermie. Seit 2008 beheize ich mein Wohnhaus absolut CO2-frei, denn für die Wärmepumpe benütze ich 100% Ökostrom. So geht die Wärmewende in die richtige Richtung.

Übrigens, Meine Wärmepumpe läuft nur von Ende Oktober bis Mitte April und verbrauche lediglich 4500 kWh Ökostrom!

 

Die gesammte Heizungsanlage, Wärmepumpe mit Solarthermie, läuft seit 16 Jahren völlig wartungsfrei.

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