Deutschland muss sich bei „Efficency First“ noch beweisen

Foto: Brgitte Zypries hinter einem Pult
Die geschäftsführende Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries betonte auf dem Podium die vielfältigen Chancen, die Deutschland als innovatives, hoch technologisiertes Land im Bereich der Energieeffizienz biete. (Foto: © DENEFF / Britta Pedersen)

Auf der Jahresauftaktkonferenz der DENEFF diskutierten Experten und Politiker kontrovers über bisherige und zukünftige politische Maßnahmen der Energieeffizienz. Daneben präsentierten Unternehmen aber auch Lösungsansätze für Energieeinsparungen.

22.02.2018 – Passend zum Thema Energieeffizienz lud die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) am Dienstag den 20.02. zu ihrer Jahresauftaktkonferenz in das Berliner Umweltforum ein. Die ehemalige Auferstehungskirche, die zwischen 2000 und 2002 zur Eventlocation umgebaut wurde, erzeugt seinen Strom und Wärme mittels eigener Solarfassaden und Blockheizkraftwerk zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien. Durch ein grünes Dach und gedämmte Fassaden ist das Gebäude gleichzeitig besonders Energieeffizient. Inhaltlich gingen die anwesenden Experten und Politiker vor allem auf die Energieeffizienzmaßnahmen der Großen Koalition in der vergangenen und möglichen kommenden Legislaturperiode ein.

Unter dem Leitprinzip „Efficency First“ sieht der neue Koalitionsvertrag von SPD und CDU eine „ambitionierte und sektorübergreifende Energieeffizienzstrategie“ unter breiter Beteiligung von Wirtschaft und Wissenschaft vor. Bis zum 02. März entscheiden nun die SPD-Mitglieder über eine erneute Regierungsbeteiligung. Die geschäftsführende Wirtschaftsministerin und SPD-Politikerin Brigitte Zypries warb auf der Veranstaltung sogleich für eine neue Große Koalition und die positiven Aspekte des Koalitionsvertrages für die Energiewende. Deutschland sei gerade im technologischen Bereich sehr gut aufgestellt. „Dieses Potential muss in Zukunft noch besser genutzt werden“, sagte Zypries. Die Weichen dafür seien gestellt. Dabei betonte sie, dass wirtschaftliche Entwicklung und Energieeffizienz im Einklang stehen müsse.

„Deutschland hinkt beim Klimaschutzpotential im Gebäudesektor hinterher“

Sascha Müller-Kraenner von der Deutschen Umwelthilfe hingegen sieht Energieeffizienzmaßnahmen im neuen Koalitionsvertrag nicht genügend berücksichtigt und übte gleichzeitig starke Kritik am bisherigen Fahrplan der Politik. „Deutschland hinkt beim Klimaschutzpotential im Gebäudesektor hinterher“, führte er Anhand von Zahlen aus. Die Einsparpotentiale im Gebäudebereich würden bislang nur Ansatzweise ausgeschöpft und auch der neue Koalitionsvertrag sei vor allem ein Festhalten am Status Quo. So wird u.a. die Förderung von Brennwerttechnik fortgesetzt und CO2 fehle weiterhin als Bezugsgröße. In diesem Zuge forderte auch Müller-Kraenner die Einführung einer CO2-Bepreisung.

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag Katrin Göring-Eckardt prangerte ebenfalls die Ambitionslosigkeit einer möglichen neuen Koalition aus SPD und CDU an und sieht nach dem Verpassen der Klimaschutzziele von 2020 auch die Ziele für 2030 in Gefahr. Bislang finden sich im neuen Koalitionsvertrag viele Versprechungen für mehr Energieeffizienz. Es fehlen jedoch konkrete Maßnahmen um diese Versprechungen und Ziele zu erreichen. Zwar sollen im Gebäudebereich Erneuerbare Energien und energieeffiziente Maßnahmen voran gebracht werden, doch dabei gelten für SPD und CDU weiterhin u.a. „Grundsätze der Wirtschaftlichkeit… sowie der Freiwilligkeit.“ Für Göring-Eckardt hingegen sei energieeffizientes Bauen auch für geringe Einkommensschichten wichtig, um Wohnungen für Geringverdienende bezahlbarer zu machen. Und laut einem neuen Gutachten sei Klimaschutz kein Kostentreiber im Wohnungsbau. Der Koalitionsvertrag behauptet gegenteiliges.

Verfehlung der Klimaziele 2020 sind „eine bittere Niederlage“

Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Umweltministerium, nahm ebenfalls Stellung zu den Klimaschutzzielen und nannte die Verfehlung für 2020 „eine bittere Niederlage“. „Doch jetzt geht es darum Fehler zu benennen und anzugehen“, forderte Flasbarth eine positive Herangehensweise an die bestehenden Probleme. Ziel sei es u.a. die Sanierungsraten im Gebäudesektor voranzubringen. Dafür müsse handwerkliches Know-How viel stärker als bisher gefördert werden.

Dass Ideen für energieeffiziente Maßnahmen und energetische Gebäude da sind, zeigte ein Elevator-Pitch verschiedener Firmen auf der Veranstaltung. In fünfminütigen Vorträgen präsentierten 10 Unternehmen ihre Ideen. Publikum und eine Jury konnten daraufhin die besten Innovationen wählen. Den Publikumspreis gewann Fresh Energy, ein Start-Up aus Berlin, die mithilfe einer App eine Live-Visualisierung des eigenen Stromverbrauchs bis zu einzelnen Haushaltsgeräten ermöglichen. Für die Jury vorne lag interpanel, die mit speziellen Decken- und Wandsystemen besonders energieeffizient im Sommer kühlt und im Winter heizt. mf

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen