Folgekosten der MobilitätSo immens belastet der Straßenverkehr die Allgemeinheit

Grafik der externen Kosten, aufgeschlüsselt nach Verkehrsträgern.
Die Grafik zeigt, der Straßenverkehr ist mit seiner großen Masse an klimaschädlichen Kraftfahrzeugen für einen Großteil der externen Kosten für die Gesellschaft verantwortlich. (Grafik: Allianz pro Schiene, auf Basis von Infras)

Klimabelastung, Unfälle, Lärm oder Luftverschmutzung – die daraus entstehenden Kosten beim Verkehr betragen 149 Milliarden Euro pro Jahr. Kosten, die vor allem durch den motorisierten Straßenverkehr entstehen. Das Klimakabinett muss handeln.

29.08.2019 – Fast 95 Prozent der Folgekosten im Verkehrssektor entstehen durch den motorisierten Straßenverkehr. Das geht aus einer neuen Studie des Züricher Infra-Instituts im Auftrag des Verkehrsbündnisses Allianz pro Schiene hervor. Mit Folgekosten werden alle externen Kosten beschrieben, die durch Mobilität entstehen, aber nicht von den Verkehrsteilnehmern selbst getragen werden. Insgesamt 149 Milliarden Euro muss die Allgemeinheit so jedes Jahr zahlen.

Klimabelastung, Unfälle, Lärm oder Luftverschmutzung sind dabei die wichtigsten Kostenfaktoren. So erzeugt schlechte Luft Atemwegserkrankungen, Treibhausgas-Emissionen verändern das Klima, Lärm führt zu psychischem Stress, Zerschnittene und asphaltierte Flächen beeinträchtigen Lebensqualität und Artenvielfalt. Die daraus entstehenden Kosten tragen jedoch zum großen Teil nicht die Verursacher, sondern die Allgemeinheit, unter anderem durch höhere Steuern und Krankenkassenbeiträge. Vor allem kommende Generationen sind betroffen.

Tägliche Unfälle auf deutschen Straßen bedeuten immense Kosten für die Gesellschaft

Die Hauptlast der externen Kosten tragen dabei Unfälle - mit einem Anteil von 41 Prozent über alle Verkehrsbereiche hinweg. Und diese fallen vor allem beim Pkw-Verkehr an. Das zeigen die externen Durchschnittskosten pro Person und gefahrenen Kilometer besonders deutlich. Ein eins-zu-eins Umstieg vom Verbrenner auf das Elektroauto sollte daher nicht die Lösung sein. Auch E-Autos verursachen Unfälle und Staus und sind damit ein externer Kostenfaktor. Die anderen externen Kosten hinzugerechnet, entstehen derweil für jeden einzelnen Nutzer von Pkw mit Verbrenner Folgekosten von knapp 11 Cent pro gefahrenen Kilometer.

Das sind dreimal so hohe Kosten wie für Bahnfahrer. Und die Allianz pro Schiene weist daraufhin, dass die Berechnungsmethoden für die Schiene sogar ungünstig seien, da für den Bahnstrom der deutschlandweite Strommix unterstellt wurde. Aufgrund des wesentlich höheren Anteils Erneuerbarer Energien im Schienenstromnetz falle die Umweltbilanz jedoch noch besser aus.

Vor allem wegen Klima und Luftschadstoffen indes, fällt der Inlandsluftverkehr bei den Durchschnittskosten pro Person und Kilometer am schlechtesten ab, mit fast 13 Cent an externen Kosten pro zurückgelegten Kilometer. Nicht berücksichtigt wurde, wegen mangelnder Vergleichbarkeit, der grenzüberschreitende Luftverkehr.

Forderung nach einer deutlichen Verkehrsverlagerung

Die 95 Prozent der Folgekosten, die der Straßenverkehr trägt, fallen derweil nicht nur auf Pkws zurück, sondern auch auf Motorräder und Lkws. Vor allem der zunehmende Güterverkehr auf der Straße ist ein Problem für Umwelt und Sicherheit. Mit einer Verkehrsverlagerung von Personen und Gütern auf die Schiene hingegen könnte Klimaschutz und Luftqualität verbessert und die Zahl der Unfallopfer drastisch gesenkt werden, erklärt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene.

„Die Studie demonstriert gerade dem Klimakabinett den dringenden Handlungsbedarf im Verkehr“, so Flege weiter. Denn eine wirksame Klimapolitik würde der Gesellschaft gewaltige Kosten ersparen und bei einer ganzheitlichen Betrachtung zusätzliche Investitionen in den Klimaschutz mehr als aufwiegen. Bis zum 20. September will das Kabinett, bestehend aus Angela Merkel und den zuständigen Ministern für Umwelt- und Klimaschutz, erste Beschlüsse vorlegen. Vor allem die mögliche Entscheidung zu einer CO2-Bepreisung wird mit Spannung erwartet. Dann könnte auch der Verkehr einen wirksamen CO2-Preis erhalten und den Schienenverkehr wirtschaftlich attraktiver machen. mf