Solarstrom in der AlpenrepublikPhotovoltaik-Zubau in der Schweiz boomt

Luftaufnahme von Biglen im Kanton Bern mit mehreren Solaranlagen auf Hallendächern
Luftbild von Solaranlagen in der Gemeinde Biglen im Kanton Bern. (Foto: Phruegsegger auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Seit vier Jahren verzeichnet die Alpenrepublik einen stark wachsenden Photovoltaik-Zubau. Der ist auch notwendig, denn die PV soll neben der Wasserkraft zur tragenden Säule der Energieversorgung werden. Derzeit deckt sie 8 Prozent des Strombedarfs.

18.07.2024 – Das Jahr 2023 war für den PV-Zubau in der Schweiz ein Rekordjahr. 1.641 Megawatt neue Photovoltaikleistung wurde gebaut, ein Zuwachs von 51 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Und nicht nur das: Bereits das vierte Jahr in Folge beträgt das Marktwachstum in der Schweiz über 40 Prozent.  Der Trend wurde im Jahr 2022 durch die Energiemangellage verstärkt. Auch im vergangenen Jahr wurden die Prognosen überschritten. Die kumulierte Kapazität beträgt zum Jahresende 2023 rund 6,4 Gigawatt.

Das Wachstum ist auch dringend notwendig. Denn das kürzlich beschlossene Stromgesetz sieht vor, das Volumen in den nächsten 10 Jahren nahezu zu verfünffachen.

Solarstromanteil in der Schweiz wächst jährlich um etwa zwei bis drei Prozent

Mit dem Solarstrom wurden acht Prozent des Schweizer Strombedarfs gedeckt. Im laufenden Jahr wird Solarenergie erstmals über zehn Prozent des Jahresbedarf liefern. Der Solarausbau liefert derzeit jedes Jahr zwei bis drei Prozent mehr für den Schweizer Strombedarf. „Damit wird Solarstrom neben der Wasserkraft zur zweiten tragenden Säule unserer Stromversorgung. Bis 2050 kann Solarstrom trotz steigendem Verbrauch 50 Prozent des Jahresbedarfs decken“, sagt Swissolar-Geschäftsführer Matthias Egli. 

Das verstärkte Wachstum kommt in fast allen Größenkategorien und Anwendungsbereichen zum Tragen. Besonders markant war der Zuwachs in der Industrie und im Gewerbe (+65 %) sowie bei Solaranlagen auf Mehrfamilienhäusern (+59 %). Es wurden rund 58.000 neue Anlagen mit einer Durchschnittsleistung von 28,2 Kilowatt (12 % mehr als im Vorjahr, entspricht rund 140 m2) installiert. „Der Trend zu größeren Anlagen ist sehr positiv. Dächer werden vermehrt vollständig genutzt, damit sinkt der Preis pro produzierte Kilowattstunde weiter“, kommentiert David Stickelberger, Leiter Markt und Politik von Swissolar.   

Drei Viertel mehr Batteriespeicher verkauft

Die Anzahl neu installierter Batteriespeicher stieg gegenüber dem Vorjahr um 73 Prozent. Die durchschnittliche Speicherkapazität lag bei 14,1 Kilowattstunden. 42 Prozent der neuen Photovoltaikanlagen auf Einfamilienhäusern wurden mit Batteriespeichern kombiniert. Auch in Mehrfamilienhäusern und Gewerbebauten werden Speicher vermehrt installiert. Die kumulierte installierte Speicherkapazität lag per Jahresende bei 607.000 Kilowattstunden (kWh) – damit könnten 65.000 Vier-Personen-Haushalte einen Tag lang mit Strom versorgt werden. Mit dem neuen Stromgesetz dürfte der Einsatz von Batteriespeichern dank der Befreiung von der Netznutzungsgebühr ab nächstem Jahr weiter an Attraktivität gewinnen. 

Solarthermie-Verkaufszahlen stabilisiert

Bei den Kollektoranlagen zur Nutzung der Solarwärme wurde nach Jahren des Rückgangs eine Stabilisierung der Verkaufszahlen verzeichnet (-2 % gegenüber Vorjahr). Bei den Einfamilienhäusern wurde sogar ein Zuwachs um 17 Prozent erreicht. 

Verlässliche Rahmenbedingungen dank Stromgesetz

Mit dem Ja zum Stromgesetz vom 9. Juni wurde ein ehrgeiziges Ausbauziel für die erneuerbaren Energien definiert und entsprechende neue Instrumente dafür geschaffen. Dazu gehören etwa die lokalen Elektrizitätsgemeinschaften (LEG), die den Verbrauch des Solarstroms im Quartier fördern, die Befreiung der Batteriespeicher vom Netzentgelt sowie die einheitlich geregelte Abnahmevergütung für ans Netz abgegebenen Strom.

Der Erfolg dieser Instrumente hängt jedoch stark von der konkreten Ausgestaltung der Verordnungen ab, die erst im November bekannt sein werden. Dabei braucht es nach Auffassung des Branchenverbandes Swissolar klare Verbesserungen: Die LEG brauchen einen höheren Rabatt auf das Netzentgelt und die minimale Abnahmevergütung muss im Hinblick auf sinkende Strompreise mehr Planungssicherheit für Investoren schaffen. Zudem müssen die Netzbetreiber mittels langjähriger Abnahmeverträge für einheimischen Strom aus neuen erneuerbaren Energien stärker in die Pflicht genommen werden. 

Fachkräftebedarf: Neue Berufsbilder als wichtiger Schritt

Für das laufende Jahr rechnet Swissolar mit einem Photovoltaik-Ausbau von rund 1800 MW (+10 %). Gebremst wird das Wachstum unter anderem durch die Unsicherheit bezüglich der neuen politischen Rahmenbedingungen, durch die wieder sinkenden Strompreise und durch den weiterhin hohen Fachkräftebedarf. Zum richtigen Zeitpunkt kommen deshalb die neuen Ausbildungsberufe Solarinstallateur:in EFZ und Solarmonteur:in EBA, die im August 2024 erstmals starten. pf

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