Natürlicher KlimaschutzVier Milliarden für Wälder, Moore, Auen und Stadtgrün

Waldsee im Darzer Moor in Mecklenburg-Vorpommern
In der Vergangenheit ging es viel zu oft darum, Wasser aus der Landschaft abzuleiten. Nun – in Zeiten der Klimakrise und der Dürre – geht es darum, es in der Landschaft zu halten. (Foto: Ralf Ottmann auf Wikimedia / CC BY-SA 3.0)

Mit einem Aktionsprogramm will Umweltministerin Lemke Ökosysteme stärken und bewahren. Länder, Verbände und Bürger können online Anregungen beisteuern. Einen Ausbau-Stopp der Oder konnte Lemke der polnischen Umweltministerin nicht abringen.

06.09.2022 – Wälder und Auen, Böden und Moore, Meere und Gewässer, naturnahe Grünflächen in der Stadt und auf dem Land: Sie alle können Kohlendioxid aus der Atmosphäre binden und langfristig speichern. Sie wirken als Puffer gegen Klimafolgen, indem sie Wasser in der Landschaft halten und bei Hitze für Abkühlung sorgen – und sie bieten Pflanzen und Tieren einen vielfältigen und wertvollen Lebensraum.

Zur Erhaltung solcher Ökosysteme und den natürlichen Klimaschutz stehen bis 2026 vier Milliarden Euro bereit. Umweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90/Die Grünen) präsentierte ihren Entwurf zum Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz letzte Woche anlässlich eines Moorbesuchs in den Möllmer Seewiesen bei Oranienburg.

Online-Dialog für natürlichen Klimaschutz gestartet

Zahlreiche Vorschläge und Ideen anderer Akteure und Ressorts sind in den Entwurf bereits eingeflossen, vom 5. September bis 28. Oktober können Länder, Verbände und Bürgerinnen und Bürger ihre Anregungen online einbringen. Anfang 2023 soll das überarbeitete Programm vom Kabinett beschlossen und dann zügig umgesetzt werden. Die Finanzierung erfolgt weitgehend aus dem neuen Klima- und Transformationsfonds. Der Schwerpunkt liegt auf der Finanzierung von konkreten Renaturierungsmaßnahmen und Anreizen für klimafreundliche und naturverträgliche Bewirtschaftungsformen.

Das Programm benennt zehn Handlungsfelder:

  • Schutz intakter Moore und Wiedervernässungen
  • Naturnaher Wasserhaushalt mit lebendigen Flüssen, Seen und Auen
  • Meere und Küsten
  • Wildnis und Schutzgebiete
  • Waldökosysteme
  • Böden als Kohlenstoffspeicher
  • Natürlicher Klimaschutz auf Siedlungs- und Verkehrsflächen
  • Datenerhebung, Monitoring, Modellierung und Berichterstattung
  • Forschung und Kompetenzaufbau
  • Zusammenarbeit in der EU und international

Oder-Ausbau auf polnischer Seite geht weiter

Mit den Milliarden für den natürlichen Klimaschutz können zweifellos wichtige und notwendige Maßnahmen finanziert werden. Wenn aber gleichzeitig intakte Lebensräume zerstört werden, ist das kontraproduktiv. In diesem Kontext ist der Ausbau der Oder kaum zu verstehen und das Negativ-Paradebeispiel. Nach der Umweltkatastrophe stellte ihn sogar Umweltministerin Lemke in Frage, dennoch wird auf polnischer Seite weiter daran festgehalten.

Um den Fluss im Winter eisfrei zu halten, soll die Fahrrinne für Eisbrecher vertieft werden. Doch ist das nicht die einzige Möglichkeit, um der Hochwassergefahr durch sich stauende Eisschollen vorzubeugen. Für die tiefere Fahrrinne sollen vorhandene Buhnen – in den Fluss hineinragende Querbauwerke – ausgebaut werden und andere Ausbau-Maßnahmen stattfinden. Das bis zum Fischsterben relativ intakte – wenn auch nicht naturbelassene – Flusssystem mit seinen weitläufigen Auenlandschaften und einer der artenreichsten Lebensräume innerhalb Deutschlands.

Polnische Umweltministerin sieht keinen Grund für Ausbau-Stopp

Schon länger hatten Umweltverbände und Anwohner einen Ausbau-Stopp gefordert. Nach dem massenhaften Fischsterben im August regte Umweltministerin Lemke im deutsch-polnischen Umweltrat zumindest eine Pause und eine erneute Prüfung der Ausbau-Arbeiten an der Oder an. Von ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa wurde dieser Vorschlag kategorisch abgelehnt. Moskwa berief sich auf das Abkommen beider Regierungen, korrekt durchgeführte Umweltprüfungen und die Planungen der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe. Die beiden Umweltministerinnen kündigten für Ende September einen Abschlussbericht zum Fischsterben an und wollen in weiteren Workshops Ursachen aufklären und die Zusammenarbeit verbessern.

Der über 800 Kilometer lange Fluss, der auf 177 Kilometern die Grenze zwischen Deutschland und Polen markiert, wurde im August durch ein großflächiges Fischsterben schwer geschädigt. Die Ursachen sind immer noch nicht abschließend geklärt. Am Wochenende gab es erneut Meldungen von großen Mengen toter Fische im Gewässersystem der Oder. pf

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