WindenergieOffshore-Windkraft wird zu langsam ausgebaut

Offshore-Windpark
Alle Segel setzen für den Offshore-Windausbau (Bild: Jonny Gios / Unsplash+).

Bis 2030 soll die Kapazität von Offshore-Windkraft mehr als verdreifacht werden. Doch der Ausbau lahmt: Lieferschwierigkeiten verzögern Bau und Netzanbindung. Gezielte Förderung und mehr Planungssicherheit könnten ihn wieder auf Kurs bringen.

02.08.2024 – Bis 2030 müssen 80 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Quellen stammen. Offshore-Windkraft soll dabei keine kleine Rolle spielen. Die Kapazitäten von Windkraft auf See muss innerhalb der nächsten sechs Jahre mehr als verdreifacht werden, von aktuell 9 GW auf 30 GW.

Doch der Ausbau stockt. Netzbetreiber kündigten bereits an, dass sich der Netzanschluss neuer Offshore-Windparks um ein bis zwei Jahre verzögern wird. Auch Lieferanten wichtiger Bauteile wie Gussteile für Rotornarben, Fundamente oder Kabel können die Nachfrage nicht bedienen, berichtet Agora Energiewende. Um weitere Verzögerungen zu vermeiden, müssten jetzt Maßnahmen ergriffen werden. In einem Impulspapier schlägt der Thinktank Lösungen vor.

„Bei Windkraft auf See klaffen Ambition und Umsetzung aktuell noch auseinander. Besonders die knappen Produktionskapazitäten für Windenergieanlagen und der schleppende Netzausbau sorgen aktuell für Probleme bei der termingerechten Inbetriebnahme von Offshore-Windparks“, sagt Simon Müller, Direktor von Agora Energiewende Deutschland. „Um den Stau aufzulösen, kommt es jetzt darauf an, die Lieferketten für Offshore-Anlagen zu stärken und Investitionen abzusichern. So lässt sich der Ausbau beschleunigen, damit wir die Ziele erreichen und gleichzeitig Schlüsselindustrien für die Klimaneutralität gezielt aufbauen.“

Langfristig planen

Die Bundesregierung müsse Lieferketten sowie Investitions- und Planungssicherheit stärken. Agora empfiehlt, Bürgschafts- und Kreditprogramme der KfW für mittelständische Zuliefererbetriebe zu erweitern, die Finanzierung zusätzlicher Hafenkapazitäten abzusichern und Planungssicherheit für den Ausbau nach 2030 zu schaffen.

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Die Offshore-Windkraft in Deutschland hängt ihren Ausbauzielen deutlich hinterher. Zwar sind die Ziele für 2030 in Sichtweite, aber dafür braucht es grundlegende Verbesserungen, fordert die Branche. Ein Problem: oligopole Strukturen.

Um das Netto-Null-Ziel und ein vollständig fossilfreies Stromsystem zu erreichen, will die Bundesregierung Offshore-Kapazitäten bis 2045 auf 70 GW steigern. Strengere Vorgaben für diese Ausbauperiode wären sowohl aus Klimaschutzgründen als auch in wirtschaftlicher Hinsicht sinnvoll. Im Ausbaupfad sind bisher ab 2030 jährliche Ausschreibungsmengen von vier GW vorgesehen. Fünf bis sechs Gigawatt seien sinnvoller, meint Müller. „Betriebe können sich deutlich besser auf die bevorstehende Nachfrage einstellen, wenn sie mit einer möglichst gleichmäßigen Auftragslage rechnen können.“

Projekte absichern

Die Absicherung der Investitionen stellt für viele Produktionsstätten derzeit eine Herausforderung dar, denn der Investitionsbedarf überschreitet den Kreditrahmen der KfW um ein Vielfaches. Agora Energiewende zufolge würden allein für das Upscaling der Produktion von Monopfählen Investitionen zwischen 300 und 700 Millionen Euro gebraucht. Der Kreditrahmen der KfW liege hingegen bei lediglich 25 Millionen Euro.

Europaweit vernetzen

Agora Energiewende verweist auch auf den Nutzen von einheitlichen Ausschreibungskriterien in Europa. Koordinierte Raumplanung könnte verhindern, dass sich Windparks gegenseitig beeinträchtigen sowie Bürokratie vermeiden.

Deutschland solle sich zudem für eine europäische Rechtsgrundlage einsetzen, die Windparks eine Netzverbindung in mehrere Länder erlaube, um erzeugte Energie effizient zu nutzen. jb

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