Earth Overshoot DayWendepunkt bei der Erdüberlastung scheint erreicht

Ein Mann arbeitet vor einem Bagger an einer gelblichen Masse
Schwefelabbau am Vulkan Kawah Ijen in Indonesien. In fester Form wird Schwefel etwa für Seifen und Kosmetika verwendet. Des Weiteren findet es sich in Ziegelsteinen und verhindert, dass diese feucht werden (Bild: Aditya Suseno, Wikimedia Commons, Public Domain)

Mit dem heutigen Tag hat die Menschheit alle Ressourcen verbraucht, die die Ökosysteme in einem Jahr erneuern könnten. Immerhin spricht einiges dafür, dass die Überlastung der Erde bald sinkt.

01.08.2024 – Es ist weiterhin erschreckend: Die Menschheit beutet den Planeten aus. Am heutigen ersten August hat die Weltbevölkerung alle natürlichen Ressourcen beansprucht, die in einem Jahr von den Ökosystemen wieder erneuert werden könnten. Der Raubbau an der Erde schreitet also voran. 1,7 Erden bräuchte es, damit die Ökosysteme einigermaßen intakt blieben.

Doch es ist nicht die gesamte Weltbevölkerung, die Schuld an der seit Jahrzehnten andauernden Misere trägt. Es sind vor allem die globalen Wirtschaftsmächte, wie Deutschland, die für den Raubbau verantwortlich sind. Die Deutschen haben ihre für das Jahr eigentlich zur Verfügung stehenden Ressourcen schon Anfang Mai aufgebraucht. Zwei Tage früher als im Jahr zuvor. Im Gas- und Öl-Staat Katar war der Erdüberlastungstag schon am 11. Februar, im reichen Luxemburg am 20. Februar. Die US-Amerikaner:innen hatten ihre natürlichen Ressourcen am 14 März aufgebraucht.

Es gibt jedoch auch Länder mit keinem sogenannten Earth Overshoot Day. Dazu gehören viele Länder mit vergleichsweise geringer Wirtschaftskraft in Afrika, wie Kamerun und Kenia, aber auch die aufstrebende Wirtschaftsmacht und bevölkerungsreiche Indien. Gerechnet wird die Beanspruchung von Ressourcen pro Kopf. Letztes Jahr war der globale Erdüberlastungstag noch einen Tag später, 2022 aber schon am 28. Juli, 2021 am 29. Juli.

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Immerhin hat sich die Erdüberlastungstag seit zehn Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau eingependelt und steigt nicht, wie zuvor und seit Beginn der Messungen im Jahr 1971, weiter an. Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation Germanwatch sieht den Wendepunkt erreicht.

Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, sagt: „Vieles spricht dafür, dass die Überlastung bald sinkt. Der weltweite Siegeszug der Erneuerbaren Energien, der Speichertechniken, der E-Mobilität und Wärmepumpen beginnt das fossile Geschäftsmodell zu untergraben. Aber diese und weitere ermutigende Trends müssen stark beschleunigt werden, um irreversible Klima-Kipppunkte und massive weitere Artenverluste zu verhindern.“

Schnelles, wirksames und sozialverträgliches Handeln sei gefragt. Die Industrie- und stark emittierenden Schwellenländer trügen mit ihrer sehr starken Übernutzung die größte Verantwortung, so Germanwatch. Ein besonders starker Hebel sei der Flugverkehr. Nur eine Minderheit vergleichsweise wohlhabender aus den Industrieländern fliegt regelmäßig, während 80 Prozent der Bevölkerung nie fliegen. An technischen Lösungen, das Fliegen klimaneutral zu machen, wird gearbeitet. Eine massentaugliche Marktreife hat noch keine Technik erreicht.

Rein in die Kreislaufwirtschaft

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) fordert angesichts des heutigen Tages eine ehrgeizigere Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutzgesetz der Bundesregierung. Der Entwurf für eine Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie (NKWS) sei zwar ein erster Schritt, greife aber noch zu kurz. Das Bundesumweltministerium hatte im Sommer 2023 eine entsprechende Strategie vorgelegt. Darin werden die Probleme beim Abbau und Verarbeitung von Rohstoffen beschrieben und wie dem entgegengewirkt werden kann. Ziel sei es, den Ressourcenverbrauch zu halbieren.

Leider würden aus der Strategie wenig konkrete Aktivitäten und keine verbindlichen Zuständigkeiten festgelegt, so der BUND und fordert seit langem ein Ressourcenschutzgesetz mit klaren Schutzzielen, Erreichungsjahr, Reduktionspfaden, Monitoring, Sanktionen und Berichtspflichten.

Dazu Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender: „Wir brauchen schleunigst ein Gesetz, um unseren Ressourcenverbrauch deutlich zu senken. Ein rechtlicher Rahmen ist dringend notwendig, um klare Verantwortlichkeiten zu schaffen und echte Anreize für eine nachhaltige andere Art des Wirtschaftens zu schaffen.“ Es brauche weniger Ressourcenverbrauch, längere Haltbarkeit und bessere Reparaturmöglichkeiten sowie mehr Mehrwegsysteme. Die Stärkung dieser Bereiche schaffe zudem neue Jobs und weniger Abhängigkeit von Importen. mg

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