EnergiewendeJahres-Zubau-Ziel für die Solarenergie auf einem guten Weg

Helle Hausfassade mit dunklen Solarpanelen an manchen Balkonen
220.000 neue Balkonkraftwerke im ersten Halbjahr (Bild: Rudy23, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Die Halbjahreszahlen zum Zubau Erneuerbarer Energien sind da. Laut Bundesnetzagentur ist die Photovoltaik wieder einmal rekordverdächtig. Bei der Windkraft dagegen schwächelt der Ausbau, die Genehmigungen aber stimmen positiv.

22.07.2024 – Die Zahlen beim Ausbau der Solarenergie stimmen wieder einmal positiv. Schon im ersten Quartal wurden 17 Prozent Leistung mehr zugebaut als im selben Zeitraum des Vorjahres. Insgesamt 3,7 Gigawatt (GW) kamen bis Ende März neu hinzu. Nun beträgt nach einem halben Jahr der Netto-Zubau bei Photovoltaik-Anlagen 7,5 Gigawatt. Insgesamt gingen Erneuerbare-Energien-Anlagen mit 9,3 Gigawatt in Betrieb, wie die Bundesnetzagentur (BNetzA) berichtet.

Wir sehen einen kontinuierlichen Zubau insbesondere bei den Solaranlagen“, sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. „Im Vergleich zur Gesamtleistung Ende 2023 kam noch einmal knapp 10 Prozent mehr Solarleistung dazu. Davon zwei Drittel durch Gebäudeanlagen, zu denen auch die Balkonanlagen gehören. Wir haben damit Ende Juni erstmals 90 Gigawatt installierte Leistung überschritten. Eine enorme Entwicklung und eine Herausforderung für den gesamten Transformationsprozess im Stromsektor.“ Gemessen an ihren Zubauzielen für 2024, ist die Solarenergie auf einem sehr guten Weg. Der Ausbaupfad der Bundesregierung sieht für das gesamte Jahr einen Zubau von 13 GW Photovoltaik-Leistung vor.

Zwar zeigen die Daten der Bundesnetzagentur von Anfang Januar bis Ende Juni lediglich neue Genehmigungen von 105,9 Megawatt (MW), doch dazu kommen noch Genehmigungen aus der Zeit davor sowie die vielen kurzfristig installierten Neuanlagen. Hinsichtlich der im Solarpaket I auf den Weg gebrachten Verbesserungen sagte der Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) im Juni: „Nicht zuletzt der Run auf solare Balkonkraftwerke zeigt sonnenklar, wo die Reise hingeht. Der vom Bundestag auf den Weg gebrachte Bürokratieabbau ermöglicht es, dass jetzt auch die Wohnungswirtschaft verstärkt größere Solaranlagen errichten kann, um so die Stromrechnungen ihrer Mieterinnen und Mieter zu drücken und einen Klimaschutzbeitrag zu leisten.“

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Der BSW-Solar teilte bereits im Juni mit, dass man nach dem starken Jahr 2023 auch in diesem Jahr mit einem enormen Wachstum rechne. Vor allem Unternehmen investieren zunehmend in Solaranlagen. In den ersten vier Monaten 2024 wuchs die neu installierte PV-Leistung bei Gewerbedächern um 81 Prozent und bei Solarkraftwerken auf Freiflächen um 74 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Analysezeitraum im Vorjahr. Aber auch das Heimsegment könnte noch einmal kräftig zulegen. Laut einer Umfrage von YouGov, im Auftrag des BSW-Solar, von Ende letzten Jahres, planen rund 1,5 Millionen Immobilienbesitzer 2024 den Bau einer neuen Solaranlage.

Laut Zahlen der Bundesnetzagentur wurden zwischen Januar und Juni 2024 ca. 220.000 Balkonkraftwerke mit einer Bruttoleistung von 200 MW registriert, im Schnitt ca. 900 Watt Bruttoleistung pro Einheit. Insgesamt waren im ersten Halbjahr zwei Drittel der installierten Solarmodule Gebäudeanlagen zu denen auch Balkonkraftwerke gehören. Auch für die Freiflächen-PV gab es im Zuge des Solarpakets Verbesserungen, die aber nach Ansicht von Branchenexpert:innen noch umfassender seien könnten.

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Genehmigungen bei der Windkraft stimmen positiv

Die Windkraft an Land hingegen verzeichnete einen vergleichsweise geringen Netto-Zubau im ersten Halbjahr. Lediglich ein Plus von 1,5 Prozent Leistung registrierte die BNetzA seit Ende 2023. Das lag unter anderem an einer auffallend hohen Zahl von endgültigen Stilllegungen älterer Anlagen im zweiten Quartal 2024. Auf 130 neu in Betrieb genommene Anlagen (600 MW) kommen 173 stillgelegte Anlagen (230 MW), wie die Behörde mitteilte. Die Windenergie auf See konnte mit einem Plus von 377 MW neue Leistung in Ost- und Nordsee seit Beginn des Jahres deutlicher zulegen als zuvor. Insgesamt liegt die Windleistung Onshore aktuell bei knapp 62 GW und Offshore bei 8,85 GW.

Positiv bei der Onshore-Windkraft stimmen aber die Genehmigungen. Allein im ersten Halbjahr 2024 wurden knapp 5,6 GW Leistung genehmigt. Dies entspreche einer Steigerung von fast 70 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Damit werde die Gesamtsumme an Genehmigungen aus 2023 (7,7 GW) aller Voraussicht nach nochmals übertroffen, so die BNetzA. Auch im Windbereich werden zunehmend bürokratische Hürden abgebaut, sodass mit einer weiteren Beschleunigung von Planung über Genehmigung bis zum Bau gerechnet wird.

Ein Meilenstein für die Branche war die Reform des Bundesimmissionsschutzgesetzes (BImSchG). In einem Genehmigungsverfahren mussten nach dem BImSchG alle Umwelteinwirkungen einer neuen Anlage, wie etwa fossilen Industriebetrieben aber auch Windkraftanlagen, aufwändig überprüft werden. Auch konnten Genehmigungsverfahren aufgrund von Einwänden öffentlicher und privater Bedenkenträger unbegrenzt verlängert werden. Zudem mussten Anträge immer in Papierform bei den Behörden eingereicht werden. Vorschriften die mit der Novelle wegfallen.

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Weitere Verbesserungen für die Erneuerbaren Branche aber werden angemahnt. Die Umsetzung der Renewable-Energy-Directive (RED) III sei ein wichtiges Thema für die zusätzliche Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung, aber auch die Baugesetznovelle, weitere Anpassungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und Energiewirtschaftsgesetz, ebenso wie Erleichterungen für das sogenannte Energy Sharing, so die Präsidentin des Bundesverband Erneuerbare Energien, Simone Peter, kürzlich im Interview mit der energiezukunft. „Ein sehr großes und dringliches Vorhaben ist ein neues Strommarktdesign, das den systemsetzenden Erneuerbaren gerecht wird. Bei der vom Bundeswirtschaftsministerium durchgeführten Plattform Klimaneutrales Stromsystem (PKNS) haben wir unsere Positionen eingebracht. Wir brauchen für den Ausgleich von Wind und Solar wesentlich mehr Flexibilität.“ mg

Nachtrag am 23.07.2024: In seiner ersten Fassung enthielt der Artikel eine falsche Zahl zum Photovoltaik-Ausbau im ersten Halbjahr. Dieser Fehler wurde berichtigt.

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