Energieeffizienz-IndexTiefstand bei Energieeffizienz-Investitionen in der Industrie

Industrieanlage mit Windenergieanlagen im Vordergrund
In Hinblick auf Klimakrise und steigenden Energiepreisen mit großen Unsicherheiten, sollte die Industrie viel mehr in Energieeffizienz-Maßnahmen investieren.  (Foto: pxhere / CC0 Public Domain CC0 1.0)

Trotz der der historisch hohen Bedeutung von Energieeffizienz herrscht ein Investitionstief in der Industrie. Dies zeigt der jüngste Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie. Die DENEFF ruft die Politik zum Gegensteuern auf.

29.06.2023 – Die Sommererhebung 2023 des Energieeffizienz-Index der deutschen Industrie der Universität Stuttgart zeigt nach Auffassung der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF) klar, dass die Bundesregierung Investitionen in Energieeffizienz-Maßnahmen deutlich stärker adressieren muss. Denn es herrscht ein Investitionstief in der Industrie trotz historisch hoher Beurteilung der Bedeutung von Energieeffizienz für Unternehmen. Hier fehle offensichtlich die Klarheit und Planungssicherheit, die ein starkes Energieeffizienzgesetz bringen könne und müsse, so die DENEFF. 

Einerseits ist der Teilindex „Bedeutung“ (von Energieeffizienz) auf dem Höchststand seit 2015 – auch höher als während der Pandemie und der Energiekrise – doch andererseits zeigt sich der Teilindex „Investition“ auf dem Tiefpunkt seit Beginn der Aufzeichnungen: Die Investitionsbereitschaft der Industrie hat besonders seit der Pandemie und der Energiekrise starke Einbrüche erlebt. Insgesamt nimmt der positive Trend des Energieeffizienz-Index (EEI) seit 2017 stark ab und verzeichnet einen deutlichen Rückgang. Trotz hoher Bedeutung der Energieeffizienz sinkt der EEI in Summe auf den niedrigsten Wert seit 2018.

 

 

DENEFF fordert stringentere Effizienz-Vorgaben

Laut DENEFF ist das fatal: Schließlich bewege sich die deutsche Industrie in Sachen Energieeffizienz im europäischen Vergleich nur im Mittelfeld, hinter Ländern wie Rumänien und Litauen. Entsprechend fordert der Verband von der Bundesregierung stringentere Vorgaben für Energieeffizienz in der Industrie.

„Nur mithilfe höherer Energieeffizienz können sich Unternehmen langfristig strukturell gegen höhere Energiepreise wappnen und damit resilient werden. Dafür brauchen sie klare Leitplanken und Unterstützung von der Politik.“, erklärte Tatjana Ruhl, Leitung Dekarbonisierung der Industrie bei der DENEFF. 

Die Sonderfragen der Sommererhebung 2023 des EEI zu den Themen Investitionen und Energiekrise bestätigten laut DENEFF einmal mehr, dass eine moderate Umsetzungspflicht im Energieeffizienzgesetz für hoch-wirtschaftliche Maßnahmen vernünftig und notwendig ist. Wirtschaftlichkeit sei bei fast allen Unternehmen Entscheidungskriterium für Investitionen in Energieeffizienz.

 

 

Riesiges Effizienzpotenzial – Energiemanagementsysteme wichtiger Schlüssel

Eine Studie der Hochschule Niederrhein legt allerdings große Energieeffizienzpotenziale offen, die trotz der gestiegenen Bedeutung weiterhin in Teilen der deutschen Industrie bestehen. 410 Mrd. Kilowattstunden könnten demnach mit standardmäßig verfügbaren Energieeffizienz-Technologien und bei hoher wirtschaftlicher Zusatzrendite erschlossen werden.

Energiemanagementsysteme sind ein wichtiger Schlüssel, Unternehmen zu befähigen, ihre Energieeffizienzpotenziale zu erkennen und anzugehen. Ab 5 Gigawattstunden (GWh) Jahresverbrauch sind sie in Deutschland etablierter Standard, was sich aus Sicht der DENEFF auch im Energieeffizienzgesetz niederschlagen sollte. Außerdem sei es sinnvoll, Energiemanagementsysteme zu Klimaschutzmanagementsystemen auszubauen, denn auch hier zeige die Befragung, dass bereits etwa ein Drittel der Unternehmen den Ausbau zum Klimaschutzmanagementsystem anstreben oder bereits umsetzen. Auch erfassten noch zu wenig Unternehmen ihre Energieverbrauchsdaten digital. Der hohe Grad an Datenerkennung und -verfügbarkeit im Rahmen von Energiemanagementsystemen stelle jedoch einen großen Mehrwert für Unternehmen dar und könne auch in Krisenzeiten eine fundierte und schnell verfügbare Entscheidungsstütze zur Steigerung der Energieeffizienz und Kosteneinsparung sein.

Lastmanagement spart Kosten

Welche Einsparpotenziale ein effizienterer Energieeinsatz in der Industrie jetzt schon bietet, wurde auch bei der diesjährigen E-world in Essen deutlich. So arbeiten beispielsweise die Speira GmbH, EDF Renewables und Energy2market (e2m) beim intelligenten Lastmanagement unter Einbindung von Großbatteriespeichern sowie der Vermarktung von Flexibilität zusammen. Seit 2021 betreibt EDF Renewables als Full-Service-Anbieter ein intelligentes Batteriespeichersystem bei dem Alumiumwalz- und Recyclingunternehmen Speira im Werk Hamburg. 272 Batteriemodule liefern seither störungsfrei 1,6 MW Leistung für eine Stunde. Dies ist laut Clotaire Francois de Leymarie von EDF Renewable Storage Deutschland GmbH genug Power, um den Netzbetreiber bei der Stabilisierung des Stromnetzes zu unterstützen, ohne die Produktionsabläufe des Unternehmens zu beeinflussen.

Die Batterie hat es Speira wie geplant ermöglicht, von der atypischen Netznutzung zu profitieren, indem sie die Lastspitzen in den Hochlastzeitfenstern des Netzbetreibers reduziert (Peak Shaving) und dadurch die Energiekosten des Unternehmens senkt. E2m zeigt sich verantwortlich für die Vermarktung der Flexibilität an den Regelenergiemärkten und sicherte den technischen und regulatorischen Zugang zum Regelenergiemarkt, in diesem Fall zur Primärregelleistung. EDF Renewables steuert von der Last- und Standortanalyse bis zu Installation, Betrieb und Wartung auch die Finanzierung des Recyclings der Speira-Batterien.

Insgesamt spart das Industrieunternehmen mit seinem Batteriespeicher rund 150.000 Euro pro Jahr, berichtete Friedhelm Iske, Leiter der Instandhaltung bei Speira. Denn das Unternehmen profitiert aufgrund der Lastverschiebung und Lastspitzenkappung von reduzierten Netzentgelten. Darüber hinaus konnten laut Iske rund 30 Prozent Erdgas eingespart werden.

Subventionierung Industriestrompreis kontraproduktiv

Die geplante Subventionierung von Industriestrompreisen kann hier kontraproduktiv wirken Denn dadurch sinke der Anreiz für einen effizienteren Stromeinsatz und das Ausschöpfen enormer Einsparpotenziale entsprechend dem Vorbild des Projekts in Hamburg, betonte Rebekka Schuster von EDF Renewables Storage Deutschland. Nötig sei jedoch in der Industrie selbst das Bewusstsein für die Kostenvorteile von Energieeffizienzmaßnahmen und eines intelligenten Lastmanagements zu stärken.

Hintergrund Energieeffizienzindex

Das Institut für Energieeffizienz in der Produktion EEP der Universität Stuttgart erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der Energieeffizienzindex (EEI) wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF), der Deutschen Energie-Agentur (dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Insgesamt 860 teilnehmende Unternehmen haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum erstes Halbjahr 2023 zu den drei Teilindizes und insbesondere zu den Themen Investitionen und Energiekrise sowie Energiemanagementsysteme im eigenen Unternehmen geäußert. Hans-Christoph Neidlein

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen