KohleindustrieWeltweit sind 1.380 neue Kohlekraftwerke in Planung

Luftaufnahme eines Kohlekraftwerks umgeben von Wüste
Wie hier in Middelburg in Südafrika investieren ausländische Energiekonzerne unter anderem in afrikanischen Staaten massiv in neue Kohlekraftwerke. (Foto: Gerhard Roux / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0)

Nach aktuellem Stand investieren Energiekonzerne weiterhin massiv in neue Kraftwerke zur Verstromung von Braun- und Steinkohle. Weltweit sind Kraftwerke in Planung oder Bau, die zusätzlich ein Drittel der bereits bestehenden Kapazitäten ausmachen.

05.10.2018 – Über 670 Gigawatt fossiler Energie aus Braun- und Steinkohle sind in 59 Ländern weltweit in Planung oder befinden sich sogar schon in Bau, verteilt auf 1.380 neue Kohlekraftwerke. Zu diesem Ergebnis kommt die neue „coalexit-list“, die von der deutschen Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald gemeinsam mit 28 weiteren Nichtregierungsorganisationen jährlich veröffentlicht wird. Darin listen die NGOs die 120 größten Unternehmen weltweit auf, die nach wie vor in fossile Energie aus Kohlekraft investieren.

Diese 120 Energiekonzerne zeichnen sich für 68 Prozent der globalen Energiegewinnung aus Kohle verantwortlich. Führend bei den bereits installierten Kapazitäten sind vier Unternehmen aus China. Auch bei den Planungen für neue Kraftwerke sind acht der zehn weltweit führenden Konzerne chinesisch. Das Bild vom vermeintlichen Wunderland der Erneuerbaren Energien bekommt bei der Betrachtung dieser Zahlen wieder einmal starke Risse.

Planung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau gehen Hand in Hand

Dabei expandieren die chinesischen Energiekonzerne immer stärker ins Ausland. 19 Prozent der neu geplanten Kohlekraftwerke werden bereits außerhalb Chinas gebaut. Sehr wichtig bei der Planung scheint vor allem der Abbau von Kohle in den entsprechenden Ländern zu sein, wie die Recherchen von urgewald und Co. darlegen. In vielen Ländern sind die Interessen für einen verstärkten Kohleabbau entscheidend für die Planung neuer Kraftwerke.„Unsere Analysen zeigen, dass in vielen Ländern die Interessen für einen verstärkten Kohleabbau entscheidend für die Planung neuer Kraftwerke sind“, erklärt Heffa Schücking, Direktorin von urgewald. Denn 46 der 120 Konzerne, die weltweit neue Kraftwerke planen, bauen gleichzeitig Braun- und Steinkohle ab.

Zu diesen Konzernen gehört auch RWE. Mit über 90 Millionen Tonnen jährlich produzierter Kohle findet sich der Energiekonzern aus dem Rheinland auf Platz drei der weltweit führenden Kohleproduzenten wieder. Und die Ereignisse rund um den Hambacher Wald zeigen, dass RWE diesen Markt noch nicht aufgeben will und weiter kräftig mitmischt. Bei den Planungen für den Bau neuer Kraftwerke hingegen hält sich RWE bislang zurück.

Die coalexit-list zeigt bereits Wirkung

Aber auch ohne RWE gefährden die in Planung und Bau befindlichen Kohlekraftwerke die Pariser Klimaziele aufs Schärfste. Hoffnung setzen urgewald und seine Mitstreiter daher in die Finanzindustrie. eine Liste für Banken und Investoren, um verantwortungsvolle Klimaakteure zu werden„Unsere Liste gibt Banken und Investoren die Informationen, die sie brauchen, um verantwortungsvolle Klimaakteure zu werden“, so Schücking.

Und es gibt bereits Erfolge zu verzeichnen. Erst im August kündigte der milliardenschwere Rückversicherer Munich RE auf Druck von urgewald an, sein Geld künftig nicht mehr in Kohleunternehmen zu investieren. Auch die Allianz und weitere Versicherungskonzerne ziehen sich sukzessive aus dem Geschäft mit der Kohle zurück. mf

Kommentare

Roland Sprenger am 16.03.2019

+950 Gut Antworten

Angesichts dieser Fakten kann man die Hoffnung verlieren, die Überhitzung der Erde noch aufhalten zu können. Das positive Beispiel Deutschlands, der geplante Kohle-Ausstieg, scheint zu verpuffen. Es bleibt nur noch das Prinzip Hoffnung, bei dem auch auf Unerwartetes gehofft wird, z.B. dass die Ursachen des Klimawandels doch andere sind (z.B. verstärkte Wolkenbildung durch verstärkte kosmische Strahlung oder freigesetzte Radioaktivität) sowie der Wunsch, nicht weiter mitschuldig zu werden und die Verwüstungen begrenzen zu können. Die Mehrheit sowohl in Deutschland als auch weltweit wird aber wohl weiterhin die materiellen Vorteile der Nutzung fossiler Energieträger den Gewissensbissen und schwachen Erfolgsaussichten des Verzichts darauf vorziehen. Sucht und Gier sind vielleicht zu menschentypisch; noch hoffe ich aber, dass sich das Gegenteil erweisen wird - dass Einsicht, Gewissen und die Fähigkeit zur Selbstbescheidung siegen werden.

Bärbel Buttenberg am 09.05.2019

+1024 Gut Antworten

Welche Überhitzung meinen Sie?

Und ja, die Ursache für Klimawandel liegt woanders:

Es ist die Sonne.

Alle Klimamodelle sind nicht in der Lage, das Klima (Wetter über einen bestimmten Zeitraum) für die Vergangenheit abzubilden. Da sie alle Wasserdampf, also Wolken, nicht einrechnen. Alle Modelle beruhen auf blauem Himmel.

Also, kommen Sie runter, entspannen Sie sich und freuen Sie sich, wenn es wärmer wird.

Zur Zeit, es ist Mai, ist es jedenfalls viel zu kalt.

Michael Panzer am 24.11.2020

+749 Gut

Liebe Frau Butterberg,

 

Sie haben vollkommen Recht. Die Sonne ist es ! Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik sagt : Die Entropie des Weltalls strebt einem Maximum zu (ich lasse die Formel mal weg) . Das heißt , die Erde stitbt den Wärmetod dadurch , daß weniger Wärme ins Weltall zurück als durch die Sonne eingestrahlt wird. Hier spielen Wasserdampf und Wolken eine wichtige Rolle . Diese Erkenntnis ist ca. 200 Jahre alt und jeder Student der Naturwissenschaften lernt dies im ersten Semester.

 

Mit besten Grüßen,

 

Michael Panzer, Mannheim

Kurt Duve am 31.05.2019

+951 Gut Antworten

Es werden also ca. zehnmal soviel Kohlekraftwerke neu gebaut bzw. geplant, wie in Deutschland überhaupt vorhanden sind.

Die installierte Leistung soll 670 Gigabyte betragen. Das sind sogar mehr als 13mal soviel wie die der Kohlekraftwerke in Deutschland.

Da kann man sich vorstellen, wie groß unser Beitrag zum Aufhalten des Klimawandel sein wird: Es ist rein symbolisch.

Sicher sollte Deutschland als relativ wohlhabendes Land mit gutem Beispiel vorangehen. Aber man sollte sich keinen Illusionen hingeben.

Ob unser Einfluss auf andere Länder groß genug ist, um sie dazu zu bewegen, unserem Beispiel zu folgen, bezweifle ich.

Ob die riesigen Kosten und Anstrengungen, die Deutschland auf sich nimmt, den kaum messbaren Erfolg Wert sind?

Zumindest sollte nichts überstürzt werden, wie es beim Atomausstieg geschah. Sonst werden wir am Ende Atomstrom aus Frankreich und Kohlenstrom aus Polen importieren. Und wir werden dann immer noch doppelt soviel für eine kWh bezahlen wie die Franzosen oder sogar mehr.

Günter Matzke am 24.07.2019

+847 Gut

Die Energiewende kostet Deutschland bis 2030 über 500 Mrd. €; bis 2040 sogar über eine Billion €. Wenn wir noch aus der Kohle aussteigen, erhöht sich die KWh von ca. 30 Cent auf über 50 Cent und das Risiko für Blackouts steigt gewaltig. Über 80% der humanen CO2-Emissionen erzeugen die 37 Megastädte (> 10 Mio. Einw.) auf der Welt; bis 2030 sollen es 43 Megacities sein. Dort muss man anfangen! Das man effizient mit er Energie umgeht sollte sich von selbst verstehen - (übrigens 2 Grd. kälter in der Wohnung spart 10% Heizenergie) - d.h. die alten Kraftwerke sollten durch neue Technologie verbessert bzw. schon lange ersetzt werden. Aber wie bei der gesamten dt. Infrastruktur wurde gespart! (s. Verkehr: 160.000 Staus/Jahr erzeugen 1 Mio. To. CO2.(500 Mrd. € ab Investitionen wurden seit 2003 eingespart und umverteilt! Ohne Versorgungssicherheit, kein frühzeitiger Ausstieg. Es sei denn, man will die komplette De-Industrialisierung Deutschlands?? ...und zwar mit allen Konsequenzen: Wohlstand und Sozialstaat ade!

Eckhardt Dirks am 29.09.2019

+832 Gut

Hallo Herr Duwe,

meine Frage: Seit wann erzeugt ein Kohlekraftwerk Bytes, und das gleich Milliardenfach? (Gigabytes)

Gruß

Eckhardt Dirks aus Karlsruhe

Bärbel Buttenberg am 02.02.2020

+790 Gut

Hallo, Herr Dirks,

das ist wohl dem berühmten Vorbild Cem Özdemir, Grüne, geschuldet:

"Dann, wenn der Energieverbrauch am Höchsten in Deutschland ist, ungefähr mittags zwischen 11 und 12, verbrauchen wir ungefähr 80 Gigabyte. Wir produzieren aber ungefähr 140 Gigabyte. Das heißt, das anderthalb-Fache dessen haben wir immer noch übrig, was wir brauchen. Selbst wenn wir die sieben ältesten Meiler abschalten würden, hätten wir immer noch mehr Strom als wir selbst im Spitzenlastbereich gebrauchen." Brennpunkt 16.3.2011

Zu den anderen (Rechen-)Fehlern schweigt des Sängers Höflichkeit ...

Reinhard Fanninger am 27.08.2021

+761 Gut Antworten

Ich glaube nicht, dass der Mensch ausschließlich für den Klimawandel zuständig ist denn das würde die Schlußfolgerung ergeben, dass die Treibhausgase, wie CO2, verantwortlich sind für mehr Sonnenstunden im Jahr. Wenn man nämlich die Sonnenstunden der letzten 30 Jahre betrachtet, kann man feststellen, dass diese im Monats- und daher auch Jahresschnitt um bis zu 20% zugenommen haben. Wenn das kein Grund für höhere Tages- und Durchschnittstemperaturen ist, was dann? Gibt man also dem Menschen die Schuld für die Klimaveränderung und der Erhöhung der Temperaturen aufgrund des erhöhten CO2 Ausstoßes, dann muss man daraus schließen, dass Treibhausgase das Sonnenlicht vermehrt durchlassen und es dadurch zu höheren Sonnenstunden kommt.

Was bisher zu wenig untersucht wurde sind die vermehrten Sonnenaktivitäten, wie diese sich auf die Erde und das Klima auswirken und die Verschiebung der Erdachse, die bereits von den Eskimos bemerkt wurde. Man sollte sich also nicht ohne Hinterfragen der Klimahysterie anschließen. Nur eine Frage, warum heißt Grönland so? Weil es bei der Entdeckung grün war und nicht weiß wie heute. Ein Klimawandel ist ein natürlicher Prozess auf unserer Erde.

Enver Skivjani am 12.10.2021

+716 Gut Antworten

Klimaschutz ? Auf Kosten der arme Länder ? Die meist rückblibene Länder im Balkan der auch zu Europa gilt , sind Albanische Länder und Gebiete . Wegen unzählige Kriege und Konflikten die immer als Grund die Natur , politische, religionische und militärische Geostrategie der Europa und Weltmächte gehabt haben , im Rückstand geblieben sind , obwohl die Reichste Gebiete Europas mit Bodenschätze und Naturressourcen . Diese Länder haben keine Kolonien gehabt um reich und entwickelt zu werden sondern sind selber Kolonie der Weltmächte gewesen ,immer im Kampf zum überleben als eigenständige Nation . Jetzt Klimaschutz Organisationen mit denen die Entwickelte Länder führen , nach der Befreiung von der slawische Kolonialismus im Name der Klimaschutz verbiten dieser Länder mit eigene Kräfte sich entwickeln zu lassen weil Kohle verschmutzt die Natur . Wieviele Länder sind mit Kohlekraftwerke reich geworden bis heute , haben die Natur bis zur Katastrofe verschmutzt und jetzt den Armen , verbiten das zu tun ...um weiterhin sie arm und abhängig zu halten . Man sollte dieser Länder keine Hindernissen vor zu stellen für Kohlekraftwerke für solange das die anderen selber dasselbe getan haben oder sie genügend financieren um aus der Kohlekraftwerke zu steigen !

Markus am 21.11.2022

+695 Gut Antworten

Mich würde die Quelle zu den Aussagen (1380 Kraftwerke) interessieren. Wie sieht die Zahl heute aus. Und wieviele davon waren tatsächlich im Bau und wurden gebaut?

energiezukunft am 23.11.2022

+717 Gut

Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Artikel. Die Quelle bezieht sich auf die Global Coal Exit List, die von urgewald und weiteren Organisationen ständig aktualisiert wird. Die aktuellsten Zahlen können sie hier nachlesen: https://www.energiezukunft.eu/wirtschaft/476-gigawatt-kohlekraft-in-planung/

 

Demnach gingen die Planungen für neue Kohlekraftwerke etwas zurück, von 670 Gigawatt Leistung auf 476 GW.

 

Mit besten Grüßen

die Redkation der energiezukunft

Guenter Li am 21.03.2023

+669 Gut Antworten

Klimaschutz ist ein gutes Thema zur Aufmerksamkeit der Politiker, aber ist momentan auch ein teures Thema. Deutschland ist viel zu vorne bei diesem Thema und muss dafür unheimlich viel bezahlen. Wenn sich Deutschland bei diesem Thema ständig vergeblich bemüht, und die anderen Länder gleichgültig handeln, wird Deutschland einfach so ausgenutzt. Das ist ungerecht für die deutschen Steuerzahler.

Keppler Ernst am 26.03.2023

+695 Gut Antworten

Bin eurer Meinung!!!!

Manfred Wirth am 20.04.2023

+678 Gut Antworten

Alles wird immer nur am CO2-Ausstoss gemessen. Dabei gibt es ganz viele andere Ursachen. Entscheidend ist aber, dass Deutschland nur für 1,85 % des CO2-Ausstosses verantwortlich ist und das spielt für das Gesamte eine ganz untergeordnete Rolle. Es muss ganz ernsthaft bezweifelt werden, ob sich für die Reduzierung in Deutschland diese gigantische Aufwand lohnt. Dies alles ist meiner Ansicht nach nur für einige wenige eine gigantische Geldmaschine, die alle anderen teuer bezahlen.

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