KlimanotstandKlimawandel verstärkt Landkonflikte und umgekehrt

Getreideschnecke eines Mähdreschers der Sojabohnen in einen Traktoranhänger schüttet
Die Agrarindustrie, deren Produkte größtenteils für den Export bestimmt sind, nehmen der lokalen Bevölkerung ihre Lebensgrundlage. Vor allem der Soja-Anbau in Monokultur für Futtermittel verlangt immer mehr Land. (Foto: Unsplash+ In Zusammenarbeit mit Getty Images)

Indigene Gemeinschaften leiden unter den Folgen der Klimakrise und Landkonflikten. In Bolivien rufen sie nun den Notstand aus. Sie fordern von der Regierung Maßnahmen gegen Ernteausfälle, zudem Förderprojekte und Schutz ihrer territorialen Rechte.

14.08.2024 – Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) warnt vor einer zunehmenden Bedrohung für indigene Gemeinschaften in Südamerika durch die Folgen des Klimawandels und den Anstieg von Landkonflikten. „Durch Waldbrände, Ernteausfälle und Konflikte über die Landnutzung wächst der Druck auf indigene Territorien und Lebensweisen“, sagt Jan Königshausen, GfbV-Referent für Indigene Völker. Das habe zu einer dramatischen Verschärfung der Lebensbedingungen indigener Völker in Südamerika geführt.

Die Gier der Agrarkonzerne

Bei der Vergabe von Landrechten durch staatliche Institutionen werde vor allem die Agrarindustrie bevorzugt – zum Nachteil indigener Gemeinschaften. „Viehbauern beanspruchen auf der Suche nach neuen landwirtschaftlichen Nutzflächen zunehmend mehr Gebiete. Damit treten sie in Konkurrenz mit den dort traditionell ansässigen indigenen Gemeinschaften, die sich als Landwirte selbst versorgen“, sagt Königshausen. Die Agrarindustrie, deren Produkte größtenteils für den Export bestimmt sind, nehme der lokalen Bevölkerung damit ihre Lebensgrundlage. Vor allem der Soja-Anbau in Monokultur für die Nahrungsmittelversorgung der Rinder verlange immer mehr Land.

Mehr zum Thema

Brandrodung
Klimakrise

Ein wenig Schutz für den Amazonas-Regenwald

Der Amazonas Regenwald erstreckt sich über viele Staaten. Auf einer Konferenz berieten diese nun, wie der Regenwald besser geschützt und eine nachhaltige Entwicklung gefördert werden kann. Am Ende gab es viele Versprechen, aber wenig Verbindliches.

Die Gemeinde Macharetí in der Region des Gran Chaco im Südosten Boliviens hat nun angesichts der sich rasant verschlechternden Situation den Notstand ausgerufen, berichtet die Menschenrechtsorganisation. Die indigenen Gemeinschaften aus dem Volk der Guaraní litten vor allem unter Ernteausfällen durch Dürre, Frost und Heuschreckenplagen. In ihrer Erklärung fordern die Anführer von der bolivianischen Regierung mehr Unterstützung und Maßnahmen gegen Ernteausfälle, Wirtschaftsförderungsprojekte für ihre eigene Viehwirtschaft sowie die Anerkennung und den Schutz ihrer territorialen Rechte, berichtet die GfbV.

Raubbau an der Natur

„Ein wesentlicher Faktor, der zur Verschlechterung der Lage beiträgt, sind die Folgen des Klimawandels. Lokale Viehbauern und indigene Gemeinschaften der Gemeinde Macharetí sehen sich gezwungen, ihre Produktionsweisen zu verändern und selbst am Raubbau der Natur zu partizipieren, zum Beispiel im Bergbau oder in immer schädlicherer Landwirtschaft mittels Pestiziden, chemischem Dünger oder groß angelegter Viehwirtschaft“, warnt Königshausen. Langfristig verstärkten sich so die negativen Folgen des Klimawandels und die Lebensgrundlage der indigenen Völker in Südamerika würden weiter zerstört.

Menschenrechte müssen gestärkt werden

„Indigene Völker müssen beim Klimaschutz von der internationalen Gemeinschaft, einschließlich der Vereinten Nationen, und den verantwortlichen Regierungen, stärker einbezogen werden. Es ist unerlässlich, dass ihre Stimme in den Entscheidungsprozessen Gehör findet und nachhaltige Praktiken gefördert werden“, fordert der Menschenrechtler. „Gleichzeitig müssen sofortige Maßnahmen zum Schutz indigener Territorien und zur Sicherstellung ihrer Rechte ergriffen werden.“

Mehr zum Thema

Symbolbild indigene Frau im Amazonasgebiet in Peru
Amazonas-Regenwald

Indigene Landrechte dürfen nicht eingeschränkt werden

Ein umstrittenes Gesetz sollte Landrechte indigener Völker im Amazonas-Gebiet erheblich einschränken. Das verstößt gegen die Verfassung, entschied nun Brasiliens Oberstes Gericht. Ein Erfolg für die Rechte Indigener und den Schutz des Regenwaldes.

Einen kleinen Erfolg für die Landrechte indigener Völker und den Schutz des Regenwaldes konnten Indigene in Brasilien per Klage erzielen. Ein umstrittenes Gesetz sollte Landrechte indigener Völker im Amazonas-Gebiet erheblich einschränken sowie Schutzgebiete im Amazonas schwächen. Das verstößt gegen die Verfassung, entschied im September 2023 Brasiliens Oberstes Gericht. Landrechte Indigener dürfen nicht durch eine Änderung der Verfassung eingeschränkt werden.

Auch Europa ist an der Regenwald-Zerstörung beteiligt

Internationale Abkommen wie der Mercosur-Vertrag befeuern jedoch sowohl die Klimakrise als auch die Abholzung von Regenwald und Raubbau an der Natur sowie Verletzung von indigenen Landrechten. Mit dem Mercosur-Abkommen wollen die EU und der südamerikanische Wirtschaftsbund Mercosur die größte Freihandelszone der Welt aufbauen. Ziel dabei ist es, großen Unternehmen in der EU Milliarden Euro an Zöllen zu ersparen und so die Exportraten zu steigern – in Bereichen, die bereits jetzt überdurchschnittlich zur Klimakrise beitragen. Dazu gehört die E-Auto- und Fleischindustrie, die Produktion von Agrokraftstoffen sowie der Bergbau. Laut Rechtsgutachten der Umweltorganisation Greenpeace ist der Vertrag unvereinbar mit geltendem EU- und internationalem Recht.

In Ecuador kämpften Umweltschützer gegen geplante Ölbohrungen im Amazonasnationalpark Yasuní. Die Ölförderung im artenreichen Amazonasgebiet war seit Jahren umstritten. Das von der ecuadorianischen Umweltbewegung hart erstrittene Referendum war schließlich erfolgreich. 2023 stimmten die Bürger für einen Stopp der Ölbohrungen. na

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen