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TreibhausgaseZu viel Lachgas in der Atmosphäre

Feld mit Landmaschine
Die Konzentration von Lachgas in der Atmosphäre hat besonders in den vergangenen Jahren schnell zugenommen. Hauptverursacher der N2O-Emissionen ist die Landwirtschaft (Bild: Getty Images / Unsplash+).

Lachgas ist das drittschädlichste Treibhausgas. Im Dialog um die Klimakrise taucht es aber nur selten auf. Die steigenden Konzentrationen von N2O, das vor allem in der Landwirtschaft entsteht, müssen stärker in den Fokus genommen werden.

17.06.2024 – Distickstoffmonoxid (N2O), auch Lachgas genannt, ist nach Kohlenstoffdioxid (CO2) und Methan (CH4) das schädlichste Treibhausgas. In den vergangenen Jahrzehnten ist die Konzentration des Treibhausgases in der Atmosphäre rasant gestiegen, zeigt eine Analyse des Global Carbon Projects. Größter Verursacher ist die Landwirtschaft, doch auch beim Verbrennen fossiler Energieträger wird Lachgas freigesetzt.

Ein Team aus internationalen Forschern wertete Millionen Messungen aus Luft, Wasser und Meeren seit 1980 aus. Die 58 Forschenden aus 15 Ländern fordern mehr Aufmerksamkeit für den Effekt von Lachgas auf den globalen Temperaturanstieg.

10 Prozent mehr atmosphärisches Lachgas in vier Jahrzehnten

Seit 1750 ist die Konzentration von N2O in der Atmosphäre um fast 25 Prozent gestiegen, dabei entfallen rund 10 Prozent auf die vergangenen vier Jahrzehnte. Besonders im letzten Jahrzehnt reichert sich immer mehr Lachgas an: Die Wachstumsrate von atmosphärischem N2O lag im Jahr 2020 rund 30 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre des vorangegangenen Jahrzehnts.

Die Zunahme an N2O übertrifft damit angenommene Mengen aller Szenarien des sechsten Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC, heißt es in der Analyse. Es werde zudem angenommen, dass N2O-Emissionen in den kommenden Jahrzehnten mit zunehmender Nachfrage nach Lebens- und Futtermitteln sowie industriellen Prozessen weiter ansteigen.

Weniger Lachgas in Europa, mehr in Asien

Stickstoffdünger und Tierhaltung sind die größten Quellen von N2O. Knapp drei Viertel aller Lachgasemissionen entstehen in der Landwirtschaft. Dabei tragen Länder in unterschiedlichem Maße zum globalen Anstieg bei.

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In Deutschland sind N2O-Emissionen bereits seit 1990 rückläufig, besonders Lachgasemissionen in aus der Industrie wurden reduziert. Das lag vor allem an veränderten Prozessen in der Produktion von Adipinsäure, einem Grundstoff für Kunststoffe. In den vergangenen vier Jahrzehnten konnten die Emissionen insgesamt mehr als halbiert werden.

Auch in Europa nahmen die Emissionen seit 1980 ab. Zurückzuführen ist dies auf einen Rückgang der Emissionen aus der Industrie und fossilen Brennstoffen, und auch der Landwirtschaft. In letzterem Sektor stagnierten Emissionen in den letzten beiden Jahrzehnten allerdings nahezu. Am stärksten nahmen N2O-Emissionen in China und Südasien zu, größter Verursacher ist auch hier die Landwirtschaft.

Schwer vermeidbare Emissionen vermeiden

Lachgase gelten als schwer vermeidbare Emissionen. Im Pflanzenbau stammen diese größtenteils aus Düngemitteln. Sie entstehen, wenn Mikroorganismen Stickstoffe im Boden abbauen. Allerdings ließe sich die Menge stickstoffhaltiger Düngemittel oft ohne Ertragsverlust deutlich reduzieren. Stattdessen steigt die Verwendung von Dünger pro Hektar global aber noch immer an, und dass, obwohl es Erträge kaum noch steigert.

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In Deutschland konnten Stickstoffüberschüsse in den vergangenen Jahrzehnten zwar laut Umweltbundesamt reduziert werden. Die Stickstoffeffizienz ist jedoch weiterhin niedrig. Nur etwa die Hälfte des ausgebrachten Stickstoffs lande auch in den anvisierten Produkten. Genauere Analysen des Stickstoffbedarfs in der Landwirtschaft haben also Potenzial, die schwer vermeidbaren Emissionen doch noch zu verringern. jb

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