AtomkraftNukleare Gefahr in der Ukraine

Die Betriebswasseranlagen im AKW Riwne
Das ukrainische Stromnetz ist deutlich geschwächt und die Gefahr einer nuklearen Katastrophe steigt, warnt Greenpeace in einer Analyse (Bild: IAEA Imagebank / CC BY 2.0 / via Wikimedia Commons).

Russische Angriffe haben große Teile des ukrainischen Stromsystems zerstört. Das gefährdet die nukleare Sicherheit der Ukraine – und von ganz Europa. Greenpeace fordert ein Ende der russischen Angriffe auf das Stromnetz der Ukraine.

08.10.2024 – Der russische Krieg gegen die Ukraine tobt bereits seit über zweieinhalb Jahren. Stromnetz und Energieinfrastruktur waren von Anfang an Ziele der Angriffe. Die ukrainischen AKW sind auf eine sichere Stromversorgung angewiesen. Greenpeace warnt vor der nuklearen Gefahr eines langfristigen Blackouts in der Ukraine.

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Russland zerstört ukrainisches Stromnetz

Das Stromnetz der Ukraine ist erheblich geschwächt. Rund die Hälfte der ukrainischen Stromerzeugungskapazitäten wurden zwischen 2022 und 2023 russisch besetzt oder zerstört. Ähnlich sieht es bei den Umspannwerken aus, auch hier wurde etwa die Hälfte durch Angriffe beschädigt. Die ukrainische Stromversorgung wurde so entscheidend geschwächt.

Noch schlechter sieht es bei der Wärmeversorgung aus. Seit März dieses Jahres zerstörten russische Angriffe laut einer Analyse von Greenpeace 95 Prozent der Wärmekraftwerke in der Ukraine. Der kommende Winter droht für viele Ukrainer fatal zu werden.

Atomare Gefahr

Bereits im Februar 2022 nahmen russische Truppen die nukleare Sperrzone Tschernobyl ein. Im März besetzten russische Truppen dann das mit sechs Reaktorblöcken größte Atomkraftwerk der Ukraine und Europas, Saporischschja. Inzwischen sind auch die AKWs in Riwne, Chmelnyzkyj und der Südukraine sowie das russische AKW in Kursk Teil des Kampfschauplatzes. Bisher gab es keinen nuklearen Unfall, doch die Lage ist alles andere als stabil.

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Das AKW Saporischschja wird vom russischen Atomstaatskonzern Rosatom verwaltet. Die Reaktoren in Saporischschja sind inzwischen heruntergefahren, sie benötigen jedoch Strom zur Kühlung. Im August wurden vier Reaktoren an den Standorten Riwne und Südukraine zeitweise vorsorglich vom Netz getrennt. Grund waren Netzspannungsstörungen durch massive russische Angriffe. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace warnt vor der nuklearen Gefahr der umkämpften AKW.

Die drei ukrainischen Atomkraftwerke in Riwne, Chmelnyzkyj und in der Südukraine seien jeweils mit hunderten Tonnen hochradioaktivem Kernbrennstoff beladen, heißt es in der Analyse von Greenpeace. Zusätzlich zum Kernbrennstoff in den neun Reaktoren an diesen Standorten gäbe es neun Abklingbecken für Brennelemente, die insgesamt mit mehreren tausend Tonnen abgebranntem Brennstoff beladen seien, darunter große Mengen von erst kürzlich entladenen und noch hoch-radioaktiven Brennelementen. Ein Zusammenbruch des Stromnetzes könnte zu einer Kettenreaktion von Unfällen in den AKWs führen. Ein solcher Atomunfall in der Ukraine wäre katastrophal, auch für Europa.

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Ende der russischen Angriffe auf das Stromnetz gefordert

Generaldirektor der Internationalen Atomenergieagentur (IAEA) Rafael Grossi warnte bereits seit Monaten, dass AKW und deren Infrastruktur nicht darauf ausgelegt sind, Angriffen mit Kriegswaffen dauerhaft standzuhalten.

"Russland gefährdet die atomare Sicherheit in der Ukraine und weit darüber hinaus, auch in Deutschland“, sagt Heinz Smital, Greenpeace-Atomexperte. „Wir stehen vor einer potenziell noch nie dagewesenen Katastrophe, auf deren Ausmaß AKW-Betreiber und Atombehörden weltweit nicht vorbereitet sind. Russland muss seine gefährlichen Angriffe auf das ukrainische Elektrizitätssystem sofort einstellen.“

Greenpeace fordert das Ende der russischen Angriffe auf die fragile Strominfrastruktur der Ukraine sowie mehr internationalen Druck, um Inspektor:innen der IAEA Zutritt zu kritischer Strominfrastruktur zu ermöglichen, im Besonderen zu den für die AKW wichtigen Umspannwerken. Auch die Importkapazität durch die ENTSO-E-Netzverbindungen mit der Ukraine müssten erhöht werden. Langfristig fordert Greenpeace einen Wiederaufbau des ukrainischen Stromsystems mit Erneuerbaren Energien, um die Ukraine resilienter gegen russische Angriffe zu machen. jb

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