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Pionier der WärmewendeEnergiekommune setzt auf Tiefengeothermie

Geothermie-Heizkraftwerk, Gebäude mit Flachdach, Fassade weiß und blau
Die mecklenburgische Kleinstadt Neustadt-Glewe nutzt bereits seit 1994 ein Geothermie-Heizkraftwerk zur Wärmeerzeugung (Niteshift, Public domain, via Wikimedia Commons)

Die Kleinstadt Neustadt-Glewe will ihren Energieverbrauch bis 2030 CO2-neutral gestalten. Ein Geothermie-Heizkraftwerk versorgt die Gemeinde seit 1994 mit erneuerbarer Wärme, Wind- und Solarenergie mit Speicherkonzepten bringen Ökostrom.

02.07.2024 – Nur wenige Städte und Gemeinden in Deutschland haben sich schon um ihre kommunale Wärmeplanung gekümmert. Die knapp 7.000 Menschen große mecklenburgische Gemeinde Neustadt-Glewe nutzt bereits seit 1994 ein Geothermie-Heizkraftwerk zur Wärmeerzeugung und ist damit Vorreiter in ganz Deutschland. Hinzu kommen weitere Erneuerbare-Energien-Anlagen und Speicherkonzepte. Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat die Stadt daher im Juni als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet.

Thermalwasser statt Öl und Gas

Die Kleinstadt grenzt an die größte zusammenhängende Wiesenlandschaft Deutschlands. Das Thermalwasservorkommen Neustadt-Glewes wurde in den 1960er Jahren eher zufällig bei Bohrungen nach Erdgas und Erdöl entdeckt. Seit 1994 stellt das am Stadtrand gelegene geothermische Heizkraftwerk jährlich etwa 20 Millionen Kilowattstunden (kWh) umweltfreundliche Heizwärme für die Gemeinde bereit. Über das 15 Kilometer lange Fernwärmenetz versorgt es kommunale Gebäude inklusive der mittelalterlichen Burg sowie 70 Prozent der Privathaushalte und das Gewerbegebiet mit preisstabiler und kostengünstiger Wärmeenergie. Bis zum Jahr 2023 konnten auf diese Weise etwa 124.000 Tonnen CO2 eingespart werden

Erdwärme als regionaler Baustein für ein erneuerbares Energiesystem

Das 97 Grad Celsius heiße Thermalwasser in 2.455 Metern Tiefe wird durch eine Unterwasserpumpe an die Oberfläche gefördert und anschließend im Heizkraftwerk in einen Wärmetauscher geleitet, wo es das Heizwasser des Fernwärmenetzes erhitzt. Die abgekühlte Thermalsole wird durch eine zweite Bohrung wieder in die Gesteinsschichten zurückgegeben, wodurch ein geschlossener Kreislauf entsteht. Ein Blockheizkraftwerk erzeugt den für die Unterwasserpumpe benötigten Strom vor Ort.

Geothermie-Potenzial in der Region ist hoch

Geothermie ist unabhängig von Schwankungen durch Wetter, Tages- oder Jahreszeiten sowie von steigenden Öl- und Gaspreisen. Der mit 1,8 Milliarden kWh dennoch sehr niedrige Anteil der Tiefengeothermie am gesamtdeutschen Endenergieverbrauch liegt neben den anfänglich hohen Investitionskosten für Bohrungen vor allem daran, dass sich nicht alle Regionen für tiefe Geothermie eignen. Im Norddeutschen Becken, in dem Neustadt-Glewe liegt, sind die Bedingungen aufgrund gut zugänglicher Thermalwasserfelder allerdings besonders günstig. Nichtsdestotrotz besteht noch großes Potenzial in der Region.

Die Erschließung der Erdwärme-Potenziale könne je nach regionalen Gegebenheiten ein attraktiver Wirtschaftsfaktor für Kommunen, Unternehmen und natürlich Privathaushalte werden, sagt AEE-Geschäftsführer Robert Brandt. Hydrothermale Geothermie sei immer verfügbar, flexibel und vielseitig, denn neben Wärme lasse sich auch sauberer Strom produzieren. „Neustadt-Glewe zeigt, dass sich Investitionen lohnen,“, sagt Brandt.

Solar- und Windenergie ergänzen die saubere Energieversorgung

Im Stromsektor setzt die Stadt auf die 2020 errichtete Freiflächen-Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 3,35 Megawatt-Peak (MWp). Zudem wurden zwei Windenergieanlagen in der Gemeindegemarkung beantragt. Eine Batteriespeicherstation mit einer Leistung von 750 Kilowatt (kW) und einer Speicherkapazität von 925 Kilowattstunden (kWh) entkoppelt die Nutzbarkeit von Solar- und Windstrom von der Produktionszeit und trägt so zu einem stabileren Stromnetz und einer verbesserten E-Ladeinfrastruktur bei. Eine Biogasanlage, die 2025 in Betrieb gehen soll, könnte mittelfristig zur Herstellung von Biokraftstoffen und natürlich zur Energieerzeugung beitragen, plant die Kommune.

Das ausführliche Portrait zur Energie-Kommune des Monats finden Sie hier

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