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WasserstoffstrategieWasserstoff für die Energiewende

Type IV Hydrogen trailer
Das Bundeskabinett hat die Fortschreibung der nationalen Wasserstoffstrategie beschlossen. NGOs kritisieren, dass vorläufig auch blauer Wasserstoff im Mix bleibt (Bild: Privateconfidential1970 / CC BY-SA 4.0/ via wikimedia commons).

Das Bundeskabinett hat die nationale Wasserstoffstrategie aktualisiert. Inländische Produktionsziele sollen verdoppelt und mehr als 1800 km Wasserstoffleitungen gebaut werden. Besonders für die grüne Industriewende werde das Gas gebraucht.

27.07.2023 – Die aktualisierte Wasserstoffstrategie setzt einen Rahmen dafür, wie Wasserstoff in Zukunft als Energiequelle in Deutschland eingesetzt werden soll. Dazu gehören die Erzeugung, Importstrategien, Transport und Nutzung. Eine Reihe von Bundesministerien hatten sich bereits im Vorfeld auf den Entwurf verständigt. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt die neue Strategie, sieht jedoch auch Verbesserungsbedarf. NGOs kritisieren vor allem, dass auch blauer Wasserstoff Teil der Strategie ist.

Wasserstoff für die grüne Wende

Der Wasserstoff soll vor allem für Industrieprozesse genutzt werden, die kaum zu elektrifizieren sind, sowie für den Schiffs- und Flugverkehr. Die Bundesregierung geht davon aus, dass bis 2030 95 bis 130 Terawattstunden benötigt werden, bis 2045 500 bis 600 Kilowattstunden. Das Ausbauziel für die Wasserstofferzeugung innerhalb Deutschlands bis 2030 wurde auf 10 Gigawatt verdoppelt.

Gleichzeitig wurden Leitlinien für Importe festgelegt. Diese sollen auf absehbare Zeit rund zwei Drittel des Bedarfs decken. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze betont, es solle sichergestellt werden, dass neue Wasserstoff-Lieferketten auch zu guter, nachhaltiger Entwicklung in den Exportländern führten.

Innerhalb von nur vier bis fünf Jahren sollen zudem mehr als 1800 Kilometer an Leitungen innerhalb Deutschlands für Wasserstoff umgerüstet oder neu gebaut werden. Produktionsstätten, Speicher, sowie Importpunkte sollen so bis Ende des Jahrzehnts miteinander sowie mit den Nutzern verbunden werden. Vorläufig soll Wasserstoff aus verschiedener Erzeugung zugelassen werden, solange dies zu weniger CO2-Ausstoß führt.

Blauer Wasserstoff ist nicht klimafreundlich

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert dies als verpasste Chance. „Die Aufnahme von fossil-blauem Wasserstoff in die Nationale Wasserstoffstrategie ist ein massiver klimapolitischer Rückschritt. Mit der Neufassung hätte die Bundesregierung deutliche Richtlinien vorgeben müssen, allein auf grünen Wasserstoff als saubere, grüne Technologieoption umzustellen“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner.

Die Bundesregierung betont zwar, dass langfristig nur grüner Wasserstoff, also mit Erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff direkt gefördert werden soll. Der DUH sieht jedoch die Gefahr, dass Investition und Fördergelder in blauen Wasserstoff aus fossilen Quellen gelenkt werden könnte. Besonders das fehlende Enddatum für den Einsatz von blauem Wasserstoff spiele der Gaswirtschaft in die Hände.

Auch Christiane Averbeck, Geschäftsführende Vorständin der Klima-Allianz Deutschland und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates sieht die weitere Nutzung von blauem Wasserstoff kritisch. „Die vorgesehene Förderung von blauem Wasserstoff ist ein Festhalten an alten, fossilen Strukturen, verhindert mittelfristig eine grüne Transformation und setzt kurzfristig falsche Anreize bei den anstehenden Infrastrukturplanungen“, kommentiert Averbeck.

Aspekte fehlen

Der BDEW begrüßt die Strategie grundsätzlich. Noch vor wenigen Wochen hatte der Verband das fehlende Tempo beim Wasserstoffhochlauf kritisiert. Die Strategie sei ein guter Schritt. Elementare Detailfragen müssten jedoch dringend geklärt werden. Beispielsweise fehlten klare Leitlinien, damit Förderinstrumente strategisch eingesetzt werden, um die geplanten Erzeugungsmengen aufzubauen und einen Wettbewerbsmarkt zu schaffen, so der Verband.

Verena Graichen, stellvertretende Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Mitglied des Nationalen Wasserstoffrates fehlen die Aspekte der Effizienz und Reduktion der Energienachfrage. Effiziente Nutzung und Energie sparen müsse immer mitgedacht werden.

Die Bundesregierung hatte weiterhin angekündigt, ein Wasserstoffbeschleunigungsgesetz schaffen zu wollen. Zwar sei schnelles Handeln gefragt, dies dürfe jedoch nicht um jeden Preis geschehen. „Die in der Strategie-Fortschreibung festgehaltene Planungsbeschleunigung ist aus Sicht des BUND nur dann akzeptabel, wenn sie mit und nicht gegen die Bürgerinnen und Bürger durchgesetzt wird“, fordert Graichen. Boden- und Artenschutz, Beteiligungs- und Klagerechte dürften nicht grundlos eingeschränkt werden. jb

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