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Urbane WärmewendeEnergiepotenziale der Industrie besser nutzen

Blick von oben auf die Innenstadt von Ludwigshafen am Rhein
Blick von oben auf die Innenstadt von Ludwigshafen am Rhein (Foto: © Stadt Ludwigshafen / Martin Hartmann)

Die Stadt Ludwigshafen am Rhein nutzt Know-how und Energiepotenziale der Industrie für eine nachhaltige Wärmestrategie. Bis 2045 soll Fernwärme die Hälfte der Haushalte im Stadtgebiet mit klimafreundlicher Ab-, Erd- und Umweltwärme versorgen.

19.06.2024 – Ludwigshafen am Rhein ist vor allem als großer Industriestandort bekannt. Als größte Stadt der Pfalz steht Ludwigshafen vor der Herausforderung, die lokale Energiewende zu meistern und in Zusammenarbeit mit der ansässigen Industrie gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu sichern. Um diese Aufgabe zu bewältigen, nutzen die Akteure auch energetische Potenziale der BASF-Chemiewerke für die Wärmeversorgung und die künftige Mobilität in der Metropolregion Rhein-Neckar, berichtet die Agentur Erneuerbare Energien (AEE), und hat die Stadt in ihre Reihen der Energiekommunen aufgenommen.

Als Großstadt muss Ludwigshafen bis Mitte des Jahres 2026 einen kommunalen Wärmeplan erstellen. Die Verwaltung begann damit bereits mehrere Monate vor dem Gesetzesbeschluss, der dies zur Pflicht macht. Bei der kommunalen Wärmeplanung arbeitet die Stadt wie bei so vielen Projekten mit ihrer Tochtergesellschaft, den Technischen Werken Ludwigshafen (TWL), zusammen. Als Stadtwerke könnten die TWL wichtige Daten zu Energieformen, -bedarf und -potenzialen bereitstellen und auch das künftige lokale Energiesystem prognostizieren, heißt es in der Auszeichnung. Bis 2045 soll Fernwärme die Hälfte der Haushalte im Stadtgebiet mit Ab-, Erd- und Umweltwärme versorgen. Der Ausbau der Fernwärmenetze und die Nutzung von Großwärmepumpen stünden dabei im Fokus.

Stabsstelle Klimaschutz

Seit 2022 koordiniert die neu eingerichtete Stabsstelle Klimaschutz die Klimaschutzmaßnahmen der Stadt. Dazu zählten unter anderem eine Richtlinie zur klimaneutralen und sogar klimapositiven Gestaltung kommunaler Gebäude, etwa durch den Einsatz von Photovoltaik (PV) und thermischen Solaranlagen, sowie der Masterplan Green City von 2018. Dieser solle öffentliche Verkehrsmittel und den Radverkehr effizient und attraktiv gestalten, berichten die Akteure. Dazu gehörten auch die Umrüstung des kommunalen Fuhrparks auf E-Fahrzeuge und die Installation von Ladepunkten.

„Die gut abgestimmte Zusammenarbeit lokaler Akteure ist entscheidend für eine gelingende Energiewende vor Ort. In Ludwigshafen führt natürlich kein Weg um die Chemiewerke, die wiederum auch wirtschaftlich vom Einsatz Erneuerbarer Energien profitieren werden“, sagt AEE-Geschäftsführer Robert Brandt.

Klimaneutralität bis 2050 – mit Erneuerbaren und grünem Wasserstoff

Der Chemiekonzern BASF, der am Stammwerk in Ludwigshafen über 40.000 Mitarbeitende beschäftigt, spiele eine Schlüsselrolle bei der Dekarbonisierung der Industrie. BASF strebt laut eigenen Angaben die Klimaneutralität bis 2050 an und setzt dabei auf die Elektrifizierung der Produktion und den Einsatz erneuerbarer Energiequellen wie grünen Wasserstoff. Das Unternehmen plant den Bau eines Solarparks mit einer Leistung von bis zu 130 Megawatt-Peak auf einer Fläche von 100 Hektar nördlich des Werksgeländes. Der klimafreundliche Strom solle zusätzlich für die Wärmeversorgung der Region genutzt werden.

Abwärme nutzen

Neben der geplanten Energieproduktion sei auch die Nutzung bisher verlorengehender Wärme aus der werkseigenen Kläranlage ein Ansatz für die Zusammenarbeit der lokalen Akteure. Mit rund 300.000 Litern Ausfluss pro Tag ist die BASF-Kläranlage eine der größten Anlagen Europas. Die anfallenden Abwässer bieten ein nicht zu vernachlässigendes Wärmepotenzial und könnten etwa 18.000 Haushalte mit einer Gesamtleistung von etwa 50 Megawatt versorgen. Zudem kündigte BASF an, H2 für die Verkehrswende in der Metropolregion Rhein-Neckar zur Verfügung stellen zu wollen.

Entwicklung innovativer Technologien

Ludwigshafen hat eine lange Tradition in der Entwicklung innovativer Technologien, berichtet die AEE. Die Stadt sei auch Heimat von Unternehmen, die weltweit führend in der Herstellung von Dämmstoffen wären. Pilotprojekte wie das europaweit erste 3-Liter-Haus im Bestand, 1-Liter-Häuser, Null-Liter-Bürogebäude und das Null-Heizkosten-Haus in Ludwigshafen machten bereits vor vielen Jahren Schlagzeilen, berichtet die AEE. Erkenntnisse zum nachhaltigen Bauen waren zudem das Ziel einer Langzeitstudie im energetisch modernisierten Brunckviertel. Ein zehn Jahre langes Monitoring zeigt Daten zu baulichem Zustand, Energieeinsparung, Ökonomie, Ökologie und Wohnkomfort.

Innovatives Hybridkraftwerk

2018 sorgten zudem die Technischen Werke Ludwigshafen bundesweit für Aufsehen. Um natürliche Schwankungen von Wind- und Solarenergie im Verteilnetz auszugleichen und zu einer stabilen Stromversorgung beizutragen, entwickelten die TWL ein Hybridkraftwerk, das einen Batteriespeicher mit 9,6 MW und eine Gasturbine mit 4,5 MW Leistung verbindet, berichtet die AEE weiter. Während der Speicher für eine schnelle Energieverfügbarkeit sorgt, sichert die Turbine eine lange Kapazität. Eine eigens entwickelte Software steuert das Zusammenspiel und damit die Reaktion auf Netzschwankungen. Die Software stelle zudem sicher, dass die Energie möglichst effizient genutzt werden kann, und verschaltet weitere Komponenten des Hybridkraftwerks, unter anderem eine Power-to-Heat-Anlage, heißt es im Bericht. na

Das ausführliche Portrait zur Energie-Kommune des Monats Ludwigshafen finden Sie hier

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